Durch einen kieferchirurgischen Eingriff werden Fehlstellungen des Ober- oder Unterkiefers (Dysgnathien) korrigiert. Häufige Fehlstellungen sind beispielsweise ein zu weites Vorstehen des Oberkiefers (Antemaxillie), ein zu Weites hinter liegen (Retromaxillie) desselben oder ein zu großer Unterkiefer (Prognathie). Beim Biss fügen sich die beiden Zahnreihen nicht mehr harmonisch zusammen. Dies kann zu Beschwerden beim Kauen, Schlucken oder Sprechen führen. Auch Kopfschmerzen oder Nackenschmerzen finden ihre Ursache manchmal in einer Kieferfehlstellung. Eine Kieferfehlstellung kann auch dazu führen, dass der gesamte Zahnhalteapparat geschädigt wird und Zähne bereits vorzeitig ausfallen.
Bei Fehlstellungen des Oberkiefers kann es ebenso zu Problemen mit der Nasenatmung kommen. Funktionsstörungen des Kieferknochens können sogar einen Tinnitus zur Folge haben und sollte deshalb schon behandelt werden. Fehlstellungen des Kiefers sind meist erblich bedingt. Eine langsame Verformung der Kieferknochen kann aber auch durch eine chronische mechanische Einwirkung, wie zum Beispiel Daumenlutschen, ausgefallene Zähne oder Fehlstellungen der Zähne hervorgerufen werden.
Oftmals schließen sich an kieferchirurgische Eingriffe kieferorthopädische Maßnahmen an ( Kieferorthopädie), um ein optimales Ergebnis für den Patienten erzielen zu können. Kieferorthopädische Maßnahmen können bei Patienten jeder Altersgruppe durchgeführt werden. Um Folgeschäden zu verhindern, sollte eine Kieferfehlstellung möglichst umgehend behandelt werden.
Diagnose einer Zahnfehlstellung
Eine erste Diagnose lässt sich meist schon durch eine genaue Betrachtung der Zähne und Zahnstellung erstellen. Eine auffällige Zahnreihe, ein „fliehendes „ oder „markantes“ Kinn beispielsweise, deuten auf eine Unterkieferfehlstellung hin. Auch wird der Kieferchirurg durch eine manuelle Funktionsanalyse Fehlstellungen feststellen können. Ober- oder Unterkiefer werden vermessen und ein Abdruck des Gebisses wird angefertigt. Eine Röntgenuntersuchung ist ebenso notwendig. Um später einen vorher – nachher Vergleich zu haben, werden oftmals Fotografien des Bereiches angefertigt. Ist es nicht möglich diese Fehlstellung ohne operativen Eingriff, durch einen Kieferorthopäden, zu behandeln, wird ein kieferchirurgischer Eingriff leider notwendig, um diese Fehlstellung zu beheben.
Methoden der Kieferchirurgie
Um Schäden zu beheben oder weitere Schäden zu vermeiden erfolgt eine kieferchirurgische Operation. Dies geschieht hauptsächlich unter Vollnarkose des Patienten. Ein weiterer Aspekt, eines operativen Eingriffs, ist dabei oft auch eine ästhetische Verbesserung des Gesichtsprofils. Um Fehlbisse ohne große äußerlich sichtbare Narbenbildung zu beheben, werden die erforderlichen Hauptschnitte im Mundinneren geführt.
Ein Öffnen der Kieferhöhle und ein Durchtrennen des unteren Bereiches der Nasenscheidewand sind oftmals unumgänglich. Je nach Schwere der Operation und den anatomischen Gegebenheiten ist es manchmal auch nötig Backenzähne während der Operation zu extrahieren, um Platz zu schaffen. Durch diese Schnitte ist es dem Kieferchirurgen oder dem Zahnarzt Ludwigshafen möglich, Ober- und Unterkieferknochen in die richtige Position zu verlagern oder die Höhe und Breite des Kiefers zu verändern.
Nach erfolgter Korrektur wird der Knochen mit Titanschrauben und Miniplättchen fixiert. Dadurch ist eine, für den Patienten sehr hinderliche, Verdrahtung des Kiefers nicht mehr nötig. Der Mund kann nach der zahnmedizinischen Operation sofort wieder geöffnet werden, sodass das Essen, Sprechen und die Zahnpflege sofort wieder möglich sind. Gegebenenfalls wird durch Einsetzen von Drainagen der Abfluss von Wundflüssigkeit und Blut gewährleistet. In der modernen Kieferchirurgie kann aber beispielsweise auch ein zu enger Kiefer so verändert werden, dass er danach genug Platz für die 16 Zähne der Zahnreihe bietet.
Diese Operationsmethode nennt man Distraktionsosteogenese. Bei dieser Methode bildet sich auf natürliche Art und Weise neues Knochengewebe und so müssen keine gesunden Zähne mehr gezogen werden. Dabei wird eine kleine Apparatur in den Kiefer eingesetzt, welche den Kiefer stetig aber sanft dehnt. Nach Monaten hat sich dann das neu gebildete Knochengewebe ausreichend stabilisiert. Komplikationen während oder nach der kieferorthopädischen Operation können dazu führen das die Eingriffsmethoden erweitert oder entsprechend abgeändert werden müssen.
Im Anschluss an einen kieferchirurgischen Eingriff sind eine Kontrolle und eventuelle Nachbehandlung, durch einen Kieferorthopäden und Zahnarzt, sind sinnvoll. Entscheidend ist jedoch, die Kieferfehlstellung frühstmöglich korrigieren zu lassen, desto geringer wird der operative Aufwand sein. Auch nach Unfällen kann ein kieferchirurgischer Eingriff nötig werden, dies geschieht dann meist in Verbindung mit der komplexen Gesichtschirurgie.