Hypnotherapie – Chancen und Grenzen

Die Hypnotherapie, wie die Hypnose als Therapiemethode auch genannt wird, wird immer populärer, da sie erstaunlich schnelle und erstaunlich tiefgreifende Erfolge erzielen kann. Bei der Hypnotherapie versetzt der Therapeut den Klienten in einen leichten bis tiefen Trance Zustand. Innerhalb dieser Trance, während der der Proband weiterhin volle Wahrnehmung und Kontrolle über sich und seine Umwelt hat, kann der Therapeut Einfluss auf das Unterbewusstsein nehmen.

Dieses Unterbewusstsein ist die Regel- und Steuereinheit der meisten Vorgänge in unserem Körper. Unsere Denkmuster, die automatischen Bewegungen und vieles mehr werden durch das Unterbewusstsein gesteuert.

Hilfreicher Geist

Zum Beispiel das Gehen. Während ein kleines Kind das Gehen erst lernen muss und dann die ersten Schritte eher mühsam und abgehackt wirken und seine volle Aufmerksamkeit erfordern, wird der Vorgang des Gehens komplett vom Bewusstsein übernommen. Das Kind ist in diesem Moment nur in der Lage zu laufen, denn all seine Aufmerksamkeit ist auf diese Arbeit ausgerichtet. Wird es sicherer und geübter, bemerkt man, dass die Balance immer leichter gehalten wird und die Schritte von Mal zu Mal immer geschmeidiger und harmonischer wirken.

Die einzelnen Befehle – wie Gewicht nach links verlagern, um den rechten Fuß zu entlasten. Rechten Fuß vom Boden abheben und nach vorne bringen. Gewicht Stück für Stück auf das rechte Bein verlagern. Linkes Bein vom Boden abheben und nach vorne führen – müssen nun nicht mehr einzeln vom Bewusstsein gegeben werden, sondern laufen im Unterbewusstsein automatisch und äußerst effektiv ab.

Nachdem das erfolgreiche Gehen gelernt wurde, kommt es nun immer öfter vor, dass das Kind während des Gehens auch andere Tätigkeiten ausführt. Nach einem Spielzeug greifen, sprechen, singen oder anderes ist nun möglich, da das Bewusstsein durch die zuverlässige Unterstützung des Unterbewusstseins wieder Denk-Kapazitäten frei hat.

Genau wie das Gehen, regelt das Unterbewusstsein auch noch sehr viele andere Dinge in uns und macht uns damit handlungsfähig. Wir brauchen uns zum Beispiel nicht um unsere Verdauung zu kümmern oder um unsere Körperwärme oder den Schlaf-Wach-Rhythmus. Wir wissen normalerweise zuverlässig, wie wir wieder von der Arbeit nach Hause kommen oder auch, welche Telefonnummer unsere Eltern haben.

Weiß unser Unterbewusstsein einmal Bescheid, regelt es nach bestem Wissen und Gewissen. Allerdings ist das Unterbewusstsein nicht in der Lage zu beurteilen. Es arbeitet stets nur nach Schema F. Einmal erlernte Muster werden immer wieder abgespult, zuverlässig und ohne unser bewusstes Zutun und zwar ein Leben lang.

Im Laufe eines Lebens

Jedoch kommt es in unserem Leben auch hin und wieder zu unerfreulichen Situationen, in denen wie auch Verhaltensmuster erlernen. Diese helfen uns, diese unangenehmen oder auch bedrohlichen Lebensumstände in diesem Moment mit so wenig Schaden wie möglich zu überleben. Dass sich die Persönlichkeit entwickelt und auch die Lebensbedingungen verändern ist uns zwar bewusst, aber unser Unterbewusstsein erfährt davon nichts. Es hält immer an den erlernten, einmal erfolgreichen Mustern fest. Es verharrt praktisch in dem Moment, als der Ablauf erlernt wurde, es sei denn wir erlernen aufwendig einen neuen.

Sportler zum Beispiel trainieren intensiv, um ihre Bewegungsabläufe zu optimieren und ersetzen damit die alten Muster. Dieses Trainieren findet jeden Tag in unserem Leben statt und bezieht sich beileibe nicht nur auf Bewegungsabläufe. Denn auch zwischenmenschliche Verhaltensmuster, Arbeitsabläufe im Beruf, neue Hobbys, das Autofahren und noch vieles mehr kommt im Laufe des Lebens hinzu. Bei den meisten dieser Lernprozesse ist es absolut in Ordnung, dass es eine Zeit braucht, bis sich die neuen Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickelt haben.

Aber auch in der Schulmedizin und der Zahnmedizin kann die Hypnose zum Einsatz kommen. So lässt sich mit ihrer Hilfe zum Beispiel das Schmerzempfinden ausschalten, was Patienten mit Unverträglichkeiten gegenüber Anästhetika zur Hilfe kommt. Diese Eigenschaft und die Tatsache, dass man mit Hilfe der Hypnose auch Blutungen stoppen kann, macht die Hypnose auch zu einem sehr beliebten Werkzeug in der Zahnmedizin. So können traumatisierte Patienten schmerzlos und angenehm selbst langwierige Behandlungen überstehen.

Hypnose zur Nachhilfe

Zudem kann die Hypnotherapie effektiv und schnell helfen in allen Situationen, bei denen es darauf ankommt, dass neue Verhaltensmuster sehr schnell erlernt werden müssen. Aber auch, wenn solche Fähigkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt zuverlässig abrufbar sein müssen oder diese besonders kompliziert sind.

Auch dann, wenn Verhaltensmuster nicht mehr zu den aktuellen Lebensbedingungen passen, aber Blockaden bestehen, die verhindern, dass diese Muster abgelegt werden, ist die Hypnotherapie eine der besten Therapieoptionen. Solche Blockaden können sich in sehr vielfältiger Weise zeigen. Vom berühmten „inneren Schweinehund“ über Aufschiebeverhalten, Ängste und Hemmungen, bis hin zu Sucht-ähnlichen Zuständen oder auch reelle Suchtzuständen kann die Bandbreite solcher Blockaden reichen.

Hier hilft die Hypnose als Therapieform, denn mit ihrer Hilfe kann das Unterbewusstsein direkt angesprochen und beeinflusst werden. Die neue Information gelangt also direkt an die zuständige Instanz, ohne vorher zuerst durch das Bewusstsein bewertet und manipuliert zu werden.

Der Rapport ist wichtig

Damit eine Hypnose den gewünschten Erfolg haben kann, muss der so genannte Rapport stimmen. Dieser Rapport bezeichnet ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis, das zwischen Therapeut und Klienten besteht. Dieser Rapport erfordert einerseits das Einverständnis des Klienten, andererseits übergibt der Proband praktisch dem Therapeuten die Führung über die Hypnose und das, was darin geschieht. Dazu ist es wichtig, dass der Behandelte Vertrauen in die Fähigkeiten des Hypnotiseurs hat. Also, dass er Vertrauen hat, dass dieser ihm bei seinem Problem helfen kann.

Außerdem muss für einen guten Rapport auch beiden Parteien klar sein, was das Ziel der Sitzung ist und sie auch beide bereit sein, diese zu erreichen. Dazu wird ein erfahrener Hypnotiseur dieses Ziel ausdrücklich formulieren und auch ausdrücklich das Einverständnis des Probanden dazu einholen. Ist dieser Rapport nicht gegeben, ist der Erfolg der Hypnose in Frage gestellt.

Eine Hypnose kann auch scheitern, wenn sich der Klient zum Beispiel in seine ihn schadende Situation flüchtet. Er hat bewusst durchaus das Bedürfnis, sein Leben zu ändern, bringt sich insgeheim jedoch immer wieder in die Ausgangssituation zurück, da er sich einen Gewinn davon verspricht. Dies kann zum Beispiel die Aufmerksamkeit sein, die er durch andere erfährt, so lange der Zustand anhält, die aber weg fällt, wenn sich die Situation ändert.

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