Dauernde Müdigkeit, Blässe und Konzentrationsmangel können auf eine Blutarmut hinweisen – in diesem Fall ist Anzahl der roten Blutkörperchen vermindert oder der Körper produziert zu wenig roten Blutfarbstoff.
Die roten Blutkörperchen transportieren mithilfe des roten Blutfarbstoffs Sauerstoff aus der Lunge in alle Bereiche des Körpers. Sind zu wenig dieser Blutbestandteile vorhanden, werden Organe und Gewebe nur noch unzureichend versorgt – der Körper reagiert mit erhöhter Herzfrequenz und geringerer Belastbarkeit.
Wie entsteht die Blutarmut?
Einer Blutarmut können viele Erkrankungen zugrunde liegen. Diese sind zum Teil erblich bedingt oder treten erst im Laufe des Lebens auf.
Zu den bedeutendsten erblich bedingten Anämien gehören die Sichelzellkrankheit und die Thalassämie. Bei der Sichelzellkrankheit liegt im Erbgut des roten Blutfarbstoffs eine Veränderung vor, welche die roten Blutkörperchen bei Sauerstoffmangel verformt. Im Extremfall können die roten Blutkörperchen durch diese Verformung platzen oder verklumpen. Hieraus resultieren schwere Störungen der Blutversorgung. Bei der Thalassämie wird der rote Blutfarbstoff durch eine Veränderung im Erbgut fehlerhaft gebildet. Infolgedessen ist die Entwicklung der roten Blutkörperchen gestört, wodurch diese vermehrt absterben.
Bösartige Erkrankungen, welche die Blutbildung im Knochenmark stören, aber auch äußere Einflüsse, wie Chemikalien, Mangelzustände und Strahlung, können die Ursache für erworbene Anämien sein. Zu den bösartigen Erkrankungen zählen insbesondere akute und chronische Leukämien sowie die myelodysplastischen Syndrome. Knochen werden zudem häufig von Tochtergeschwülsten anderer bösartiger Tumore befallen. Eine solche, im Knochenmark angesiedelte Metastase kann die Blutbildung ebenfalls negativ beeinflussen.
Eisenmangel zählt gleichfalls zu den Auslösern einer Blutarmut. Da Eisen zu den wichtigsten Bestandteilen des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin gehört, kann dieser nicht in genügender Menge gebildet werden. Der Mangel an Eisen tritt zum Beispiel infolge ungenügender Aufnahme mit der Nahrung auf. Betroffen sind vor allem Kinder in der Wachstumsphase, Schwangere und Frauen im gebärfähigen Alter. Blutungen, die zum Beispiel bei Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt auftreten, können ebenfalls einen Eisenmangel hervorrufen.
Symptome einer Blutarmut
Die verschiedenen Symptome der Blutarmut treten als direkte Folge der Sauerstoffunterversorgung auf oder sind durch die Kompensationsmechanismen des Körpers bedingt. Müdigkeit und Abgeschlagenheit können ein erstes Zeichen sein. Haut und Schleimhäute sind durch die Sauerstoffunterversorgung oft blass.
Da das Gehirn ebenfalls nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt wird, können Kopfschmerzen, Übelkeit, Konzentrationsstörungen, Ohrgeräusche (Tinnitus) oder Ohnmacht (Synkope) auftreten. Sauerstoffmangel im Herzmuskel kann eine Angina pectoris und, daraus resultierend, einen Herzinfarkt zur Folge haben.
Haarausfall, brüchige Fingernägel und kleine Mengen Blut und Eiweiß im Urin zählen ebenfalls zu den Symptomen einer Blutarmut. Atmung und Herzfrequenz beschleunigen sich, da der Körper kompensatorisch versucht, die Organe ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Zusätzlich können abhängig von der Grunderkrankung spezifische Krankheitszeichen auftreten. Grundsätzlich ist die Blutarmut selbst ein Symptom der eigentlichen Erkrankung.
Behandlungsmöglichkeiten bei Blutarmut
Die Therapie richtet sich nach den jeweiligen Ursachen der Blutarmut. Vor allem geht es bei der Behandlung darum, den eigentlichen Auslöser zu beseitigen. Eisenmangel wird durch Eisentabletten, bei schwereren Formen durch wiederholte Eiseninfusionen therapiert. Man muss allerdings bei der Einnahme von Eisentabletten auch an die möglichen Nebenwirkungen von Eisentabletten denken.
Angeborene Erkrankungen wie die Sichelzellkrankheit oder die Thalassämie können nur durch eine Stammzellentherapie behandelt werden. Eine Alternative bieten Erythrozytenkonzentrate (Blutkonserven), welche etwa alle drei Wochen verabreicht werden. Bei Dialysepatienten oder im Anschluss an aggressive Chemotherapiezyklen kommt Erythropoetin zum Einsatz. Dieses soll die Produktion der roten Blutkörperchen anregen.
Liegt der Blutarmut eine Tumorerkrankung zugrunde, ist die Therapie besonders schwierig. Hier ist nicht nur der Tumor selbst, sondern auch dessen Behandlung mittels Chemotherapie oder Bestrahlung für den Mangel an Erythrozyten verantwortlich.