Wie stellt der Arzt eine Anamnese?

Fast nie kommt eine Erkrankung plötzlich irgendwo her. Krankheiten haben fast immer ein Geschehnis, dass der Körper dann bemerkt. Die Veränderungen und Beschwerden werden vom Erkrankten nicht immer gleich wahrgenommen. Ehe nun ein Mediziner eine sichere Krankheitsbestimmung erstellen kann, damit er Behandlungsmaßnahmen in die Wege leiten kann, benötigt er die Krankengeschichte des Patienten.

Deshalb ist zuerst ist die wichtigste Maßnahme des Mediziners eine Anamnese zu erstellen. Denn ohne eine vollständige Krankengeschichte sind weitere Behandlungen und Untersuchungen sinnlos. Der Arzt erhebt die Vorgeschichte des Erkrankten und nimmt dabei Bezug auf die momentanen Beschwerden.

Eine sorgsame Anamnese beinhaltet die biologischen, sie psychischen und die sozialen Aspekte des Krankheitsverlaufs. Darin sind viele einzelne Informationen enthalten und mit diesen kann der Arzt oft bestimmte Rückschlüsse auf ursächliche Zusammenhänge und Risikofaktoren schließen. In der Regel wird die Anamnese vor der körperlichen Untersuchung vorgenommen. Manchmal allerdings gibt es Notfälle, wo eine schnelle Behandlung erfolgen muss und damit verschiebt sich die vollständige Anamnese auf einen späteren Zeitpunkt.

Welches Ziel hat die Anamnese – und wie wird sie erstellt?

Die Anamnese hat zum Ziel die möglichen Differenzialdiagnosen einzugrenzen. Die Differenzialdiagnose beinhaltet alle gesamten Diagnosen. Eine sichere Diagnose ist stellbar, wenn die Krankheitszeichen typisch für diese Diagnose sind. Oft gibt aber nur die Differenzialdiagnose einen Aufschluss über mögliche Krankheiten, hierbei werden alle möglichen anderen Ursachen ausgeschlossen.

Um die Anamnese zu erheben, sind einige Inhalte von Bedeutung. Die derzeitigen und die vergangenen Beschwerden werden erfragt, sowie die vorhergehenden Behandlungen und welche Arzneimittel der Patient einnimmt. Aber auch werden die körperliche Belastung die bei der Arbeit oder in der Freizeit auftritt befragt, sowie die Gewohnheiten in der Ernährung und Aufenthalte im Ausland. Auch andere Fragen können einen Hinweis auf den somatischen Hintergrund liefern. Auch das psychische Befinden ist ein wichtiger Aspekt zur Erhebung der Anamnese. Der Mediziner fragt den Erkrankten nach seinem Wohlbefinden, ob Schwankungen der Stimmung vorliegen, ein gestörter Sinneseindruck des Umkreises oder der eigenen Persönlichkeit.

Auch die sozialen Lebensumstände sind ein Ansatzpunkt für die Behandlung, denn der Erkrankte kann sein Umfeld belastend empfinden oder es fehlt ihm die Unterstützung seiner Mitmenschen. Die Anamnese wird in unterschiedlichen Formen unterschieden. Zum einen gibt es die Eigenanamnese, hierbei wird der Erkrankte nach seiner Krankengeschichte befragt.

Durch eine familiäre Anamnese Rückschlüsse ziehen

Der Patient schildert seinen Eindruck der Situation. Die Familienanamnese gibt Auskunft darüber, welche Erkrankungen in der Familie vorliegen. Wichtig sind hierbei vererbbare Krankheiten, denn der Patient kann so anfällig für einige Krankheiten sein, beispielsweise Allergien, Herz-Kreislauferkrankungen, Infektionskrankheiten oder Tumore. Auch eine Fremdanamnese kann von Bedeutung sein, hierzu werden Menschen aus dem Umfeld des Erkrankten befragt. Der Arzt kann so wichtige zusätzliche Informationen erhalten, denn diese fallen dem Patienten oft selbst nicht auf. Oder die Erkrankten können sich selber nicht genügend verständigen.

Zum Beispiel kleine Kinder, ältere Personen, geistig verwirrte oder entwicklungsgestörte Menschen, hierbei hilft es dem Mediziner sehr, wenn er die Mitmenschen befragen kann. Zur Erfassung der sozialen Strukturen dient die Sozialanamnese. Dazu gehören der Status in der Familie, der Beruf und auch die Religion. Die Angaben, die der Patient macht, werden in einem Anamnesebogen festgehalten. Dieser hat einen festen Bestandteil der Krankenakte.