Skoliose – Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Wirbelsäule des Menschen folgt einer natürlichen Krümmung: Die doppelte S-Krümmung ermöglicht uns den aufrechten Gang und federt gleichzeitig Stöße ab. Damit ist die Wirbelsäule von zentraler Bedeutung für den Aufbau und die Stützung des Körpers. Daher verwundert es nicht, wenn eine verkrümmte, falsch gewachsenen Wirbelsäule zu Beschwerden führt. Mittlerweile gibt es verschiedene schonende Therapien, um erworbene oder von Grund auf bestehende Probleme im Bereich der Wirbelsäule zu behandeln. Dies gilt auch für die Skoliose – eine Erkrankung, bei der sich die Wirbelsäule verbiegt und in sich verformt.

Ursachen einer Skoliose-Erkrankung

Die Ursache einer Skoliose kann nur bei etwa 10 bis 20 Prozent durch angeborene Fehlbildungen oder Muskel- und Nervenerkrankungen erklärt werden. Beim Großteil treten die Verformungen der Wirbelsäule im Wachstum auf, wobei Mädchen aufgrund des rascheren Heranwachsens in der Pubertät häufiger betroffen sind. Eine erbliche Komponente bei einer Skoliose-Erkrankung ist durchaus denkbar, deshalb sollten Kinder, in deren Familien Skoliose auftrat, regelmäßig untersucht werden. Denn je früher eine Verformung diagnostiziert wird, desto besser kann man konservative Maßnahmen umsetzen.

Welche Symptome deuten auf eine Skoliose hin?

Die Wirbelsäule kann bei einer Skoliose unterschiedlich stark verformt sein. Bei starken Ausprägungen der Erkrankung ist in der Regel ein Blick auf den Pateinten ausreichend, um die Diagnose zu stellen. Denn meist hängt eine Schulter deutlich tiefer oder das Becken steht schief. Hinzu kommen oft ein herausragendes Schulterblatt sowie ein einseitiger Buckel. Dies wird besonders beim Vorneige-Test deutlich. Hier lehnt der Patient mit gestreckten Beinen den Oberkörper etwa 90 Grad nach vorn. Meistens zeigt sich auf der Gegenseite des Buckels ein sogenannter Lendenwulst, eine kleine Vorwölbung im Lendenbereich neben der Wirbelsäule.

Ein Röntgenbild der Wirbelsäule kann helfen, den Schweregrad der Verkrümmung zu bestimmen. Ab 20 Grad Abweichung von der Norm reicht Physiotherapie alleine als Therapieform nicht mehr aus.

Behandlungsmethoden einer Skoliose während des Wachstums

Eine Skoliose im Wachstumsalter hat positive und negative Aspekte. Denn einerseits kann sich bei geringer Normabweichung die Skoliose verwachsen bzw. man kann mit entsprechenden Maßnahmen eine weitere Verformung der Wirbelsäule verhindern. Andererseits birgt jeder Wachstumsschub das Risiko einer stärkeren Krümmung der Wirbelsäule. Daher sollten Eltern immer aufmerksam sein, auch wenn lediglich eine leichte Skoliose besteht.

Der behandelnde Orthopäde zieht für eine Prognose das Alter des Kindes, den knöchernen Wachstumsstatus und die Ausprägung der Erkrankung hinzu. Entsprechend ergeben sich dann die Therapiemöglichkeiten. Diese reichen von Physiotherapie über ein individuell angefertigtes Korsett bis hin zu einer Operation, die bei einer schweren Erkrankung notwendig sein kann.

Skoliose-Therapie mittels Korsett

Das Korsett besteht in der Regel aus Kunststoff und übt Druck auf bestimmte Bereich aus, sodass die Wirbelsäule während des Wachstums in die richtigen Bahnen gelenkt wird. Zu diesem Zweck passt der Arzt das Korsett nach einem Wachstumsschub jedes Mal neu an oder ersetzt es. Kinder und Jugendlich empfinden das Korsett oft als lästig. Psychologische Unterstützung und der Austausch mit gleichaltrigen Betroffenen können helfen.

Operativer Eingriff bei sehr starken Verformungen

Im Zuge einer Operation (bei einer Krümmung von mehr als 40-50 Grad) wird die Wirbelsäule korrigiert und stabilisiert. In der Regel kommen dabei Stäbe und Schrauben zum Einsatz, damit sich die Wirbel nicht mehr gegeneinander verformen können. Moderne Systeme sind dabei erweiterbar und „wachsen“ sozusagen mit. Aus der Sicht eines Patienten, der mit einer Verkrümmung von 50 Grad und mehr seinen Alltag bewältigen musste, ergibt sich in der Regel immer eine Verbesserung.

Skoliose-Therapie bei Erwachsenen und Prognose der Erkrankung

Eine leichte Verkrümmung der Wirbelsäule wird bei Erwachsenen meist durch Zufall entdeckt. Gehen mit der Verkrümmung Verspannungen und leichte Rückenschmerzen einher, kann eine Kräftigung der entsprechenden Muskulatur helfen. Weitere Therapien sind bei einer leichten Skoliose in der Regel nicht notwendig, da aufgrund des abgeschlossenen Wachstums keine Verschlimmerung zu erwarten ist.

Wird eine Therapie im Kindes- und Jugendalter abgelehnt, vorzeitig abgebrochen (das Korsett sollte der Patient im besten Fall bis einschließlich des 16. Lebensjahres tragen) oder die Erkrankung aus irgendeinem Grund nicht diagnostiziert, kommt es bei höhergradigen Skoliosen im Erwachsenalter oft zu chronischen Problemen. Diese muss man dann langwierig behandeln oder mit einem operativen Eingriff korrigieren. Denn ist das Knochenwachstum abgeschlossen, kann man die endgültige Ausbildung des Skeletts nicht mehr verändern und somit auch nicht mehr positiv beeinflussen.

Autorin: Prof. Dr. med. Sandra Utzschneider

  • Fachärztin für Orthopädie
  • Außerplanmäßige Professorin an der LMU München
  • Zusatzbezeichnung: Sportmedizin
  • Schwerpunkt: Kinderorthopädie
  • Wissenschaftspreise der AFOR und der DGOOC

Prof. Dr. Utzschneiders wissenschaftliche Tätigkeit begann 2004 an der LMU München. Dort habilitierte sie sich schließlich 2011 mit einer Forschungsarbeit zur Verwendung von Polyethylen in der Knieendoprothetik, für die sie einen hochdotierten Wissenschaftspreis erhielt. Nachdem Prof. Dr. Utzschneider schließlich den Schwerpunkt „Kinderorthopädie“ am Klinikum Großhadern leitete, wechselte sie 2016 zum OrthoCenter, einer renommierten Praxis für Orthopädie, wo sie Hüft- und Knieerkrankungen, Fußdeformationen und viele weitere orthopädische Krankheiten behandelt.

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