Schweißbehandlung – Möglichkeiten zur Behandlung von Hyperhidrose

Der Puls rast, der Körper beginnt sich zu erhitzen, die Hände sind schweißnass. Solche Symptome sind bei Hitze, sportlicher Betätigung oder auch in psychisch belastenden Situationen nichts Ungewöhnliches.

Der Körper beginnt zu Schwitzen, um seine Temperatur auszugleichen. Das kennt jeder und unter bestimmten Umständen ist es auch völlig normal zu schwitzen, sei es beim Halten einer Rede, in einem Vorstellungsgespräch oder beim Dauerlauf.

Experten schätzen jedoch, dass es in Deutschland etwa 2,5 Millionen Menschen gibt, die unter besonders starkem Schwitzen leiden, ganz unabhängig davon, ob sie sich gerade anstrengen oder gestresst sind. Im Fachjargon wird dies Hyperhidrose genannt. Dabei werden eine primäre und sekundäre Hyperhidrose unterschieden, die unterschiedliche Ursachen aufweisen.

Die primäre Variante entsteht durch eine Fehlregulation im Nervensystem. Die genaue Ursache ist zwar noch nicht ausreichend erforscht, sie basiert jedoch vermutlich auf der Überfunktion des Sympathikus. Eine primäre Hyperhidrose ist demnach nicht krankheitsbedingt, im Gegensatz zur sekundären Hyperhidrose. Sie bezeichnet das starke Schwitzen in Krankheitsfällen und besonders anspruchsvollen Situationen als Reaktion des Körpers zum Temperaturausgleich.

Das Problem: Was genau ist eine Hyperhidrose?

Ein Hautarzt kann mit einer Untersuchung meist feststellen, um welche Art der Hyperhidrose es sich genau handelt. Erst nach einer Diagnose lässt sich auch über mögliche Behandlungsoptionen sprechen. Es gibt eine ganze Reihe von unterschiedlichen Ursachen, die sich mehr oder weniger erfolgreich zu behandeln sind. So gehen Experten zum Beispiel davon aus, dass Hyperhidrose möglicherweise vererbt wird. Eine genetische Weiterleitung der Krankheit bedeutet im Umkehrschluss, dass sie nicht behandelt werden kann.

Unterschiedliche Ursachen von Hyperhidrose

Allerdings gibt es neben der erblich bedingten Hyperhidrose weitere Ursachen, gegen die sehr wohl etwas unternommen werden kann. Die kommende Auflistung zeigt die krankhaften, aber behandelbaren Ursachen im Überblick.

  • Hormonstörungen: Als eine der häufigsten Ursachen für starkes Schwitzen kommen Hormonstörungen besonders oft bei Jugendlichen vor, wie auch bei Frauen in der Menopause, oder Menschen, die an einer Schilddrüsen-Überfunktion leiden.
  • Neurologische Ursachen: Durch Kopf- oder Rückenverletzungen und ähnlichen Beeinträchtigungen des vegetativen Nervensystems des Menschen kann das Schweißzentrum im Gehirn übermäßig gereizt werden, so dass die Schweißproduktion des Körpers ansteigt.
  • Psychische Ursachen: Auch Personen mit Gefühlsschwankungen, Depression, Schmerzen oder ähnlichen psychischen Symptomen können an Hyperhidrose leiden, da sie ebenfalls das Gehirn beeinflussen, das für die Schweißproduktion zuständig ist.
  • Physische Ursachen: Übergewichtige Menschen produzieren mehr Schweiß, da ihr Körper, zum Beispiel der Stoffwechsel oder Kreislauf, aufgrund des Gewichts ständig mehr arbeiten muss.
  • Andere Ursachen: Neben den zuvor genannten Ursachen gibt es noch eine Reihe von anderen Dingen, die eine erhöhte Schweißproduktion begünstigen. Dazu zählen beispielweise zu enge Kleidung, schlechte Ernährung, übermäßiger Verzehr von Alkohol und scharfem Essen, Rauchen, oder Erkrankungen der Leber, Nieren und des Herz-Kreislauf-Systems.

Symptome und Probleme im Alltag mit Hyperhidrose

Starkes Schwitzen zeigt sich häufig an den Händen oder Füßen der Betroffenen. Alternativ kommt auch eine überdurchschnittliche Gesichtsröte oder besonders ausgeprägtes Schwitzen in der Nacht vor. Jedoch tritt insbesondere unter den Achseln der Schweißausbruch bei den meisten Menschen auf. Das kann für Betroffene sehr belastend sein.

Durch den unangenehmen Geruch des Schweißes werden sie häufig von ihren Mitmenschen gemieden und verlieren den sozialen Anschluss. Dafür schämen sie sich und vermeiden es umso mehr, in die Öffentlichkeit zu gehen. Es kommt zu einem Teufelskreis der zur Vereinsamung und nicht selten zu psychischen Problemen führen kann. Um dem entgegen zu wirken, gibt es einige einfache Verhaltensregeln.

Zum einen müssen Betroffene ihrem sozialen Ausschluss entgegen wirken und sich trauen, weiterhin am öffentlichen Leben teilzunehmen. Neben der Behandlung der eigentlichen Schweißkrankheit kann also durchaus psychische Unterstützung von Nöten sein, um das Selbstbewusst der Personen wieder zu stärken.

Tipps zum Verhalten im Alltag mit Hyperhidrose

Es gibt eine Reihe von praktischen Tipps, wie starkes Schwitzen im Alltag verringert werden kann. Wenn Betroffene diese beachten, können Sie die unangenehmen Auswirkungen ein Stück weit einschränken.

  • Verbessern der Hygiene und häufiges Wechseln der Kleidung
  • Änderung des Lebensstils: weniger Alkohol und Nikotin, Vermeidung von scharfem Essen
  • Tragen von heller Kleidung, die locker am Körper sitzt
  • Reduktion des Körpergewichts

Zuverlässige Hilfe bei Hyperhidrose: Schweißdrüsenabsaugung

Abgesehen von den hilfreichen Alltagstipps gibt es auch klinische Behandlungsmöglichkeiten. Nach einer Diagnose des Arztes kann genauer bestimmt werden, welche Art der Behandlung für den Patienten in Frage kommt.

Unter den Begriff Schweißdrüsenentfernung subsummieren sich verschiedene operative Methoden. Eine Variante ist das Herausschneiden von Schweißdrüsen (Exzision), eine andere das Abschaben mittels scharfem Operationslöffel (Kürretage). Doch die bevorzugte und wohl auch erfolgreichste Methode zur Bekämpfung übermäßigen Schwitzens ist die so genannte Schweißdrüsenabsaugung (Saugkürretage). Laien verwechseln die Saugkürretage häufig mit der Exzision, es handelt sich jedoch um grundlegend unterschiedliche Methoden.

Vorteile der Schweißdrüsenabsaugung

Die Vorteile der Schweißdrüsenabsaugung sind zahlreich:

  • Schweißdrüsenabsaugung ist die erfolgreichste Behandlung der Hyperhidrose.
  • Das Ergebnis ist dauerhaft und unmittelbar.
  • Es ist nur ein einmaliger Eingriff notwendig.
  • Die Operation erfolgt ambulant.
  • Die Betäubung ist lokal, eine Vollnarkose erfolgt nicht.

Die Kosten sind im Vergleich gering und können mitunter auch von der Krankenkasse übernommen werden, insbesondere private Kassen tun dies häufig. Es handelt sich dabei um etwa 1500 €. Je nach Arzt und Angebot kann der Preis jedoch variieren, so dass eine ausführliche Beratung im Vorhinein dringend zu empfehlen ist. Unter gegebenen Umständen können auch gesetzliche Krankenkassen den Eingriff bezahlen, wenn beispielsweise der Patient nachweisen kann, dass er durch das extreme Schwitzen an psychischen Problemen leidet.

Ablauf der Schweißdrüsenabsaugung

Der Prozess der Schweißdrüsenabsaugung lässt sich grob mit einer Fettabsaugung vergleichen und dauert in etwa eine halbe Stunde. Im Gegensatz zur Fettabsaugung kann die Schweißdrüsenabsaugung ausschließlich unter den Achseln angewendet werden.

Zunächst werden die Partien unter den Achseln komplett betäubt. Dabei benutzt der Arzt Spritzen mit Kochsalzlösungen und chemischen Inhaltsstoffen, die kurz nach dem Eindringen in den Körper das Unterhautfettgewebe aufweichen. Das ist deshalb von Bedeutung, weil dadurch die Trennung der Schweißdrüsen vom Rest des Gewebes enorm erleichtert wird.

Danach wird das Hautgewebe an der betreffenden Stelle in der Regel mit zwei minimalen Schnitten versehen, die einen halben bis einen Zentimeter oberhalb und unterhalb der Achsel liegen. Über die Schnitte werden nun Kanülen eingeführt, die die Schweißdrüsen absaugen. Gut 80 % der Schweißdrüsen werden über diesen Weg entfernt. Nachwachsen können sie nicht mehr. Die Schnitte werden abschließend wieder zugenäht.

Der letzte Schritt der Schweißdrüsenabsaugung besteht darin, dass die Patienten einen Kompressionsverband erhalten. Dieser wird um den Oberkörper gewickelt und erinnert optisch an einen kleinen Rucksack. Deshalb heißt er auch Rucksackverband.

Nach dem Eingriff können die Patienten noch am selben Tag wieder nach Hause gehen.

Nur selten geringfügige Nebenwirkungen

Es treten kaum Nebenwirkungen auf. Möglicherweise hat der Patient jedoch unmittelbar nach dem Eingriff leichte Schmerzen, die mit entsprechenden schmerzstillenden Mitteln behandelt werden können. Ein leichtes Brennen der Haut im behandelten Bereich ist völlig normal. Die Haut ist an dieser Stelle etwas gereizt. Nur selten leiden Patienten nach einer Saugkürretage unter Blutergüssen, Verhärtungen, Schwellungen, Taubheitsempfinden, Entzündungen oder starken Hautirritationen.

In den meisten Fällen wird dem Betroffenen für einige Tage vorsorglich ein Antibiotikum verabreicht. An der operierten Stelle bleiben vom Einschnitt zwei kleine Narben zurück, mit modernster Technik sind sie jedoch kaum zu sehen.

Im Rahmen der Nachsorge müssen Patienten innerhalb der nächsten ein bis anderthalb Wochen zum Fäden ziehen. Diese Aufgabe übernimmt in der Regel der behandelnde Hausarzt.

Verhaltenstipps nach dem Eingriff

In den ersten 14 Tagen nach der Schweißdrüsenabsaugung sollten Patienten keinen schweißtreibenden Aktivitäten nachgehen. Schonende Bewegung ist in Ordnung, alles andere jedoch kann den Heilungsprozess beeinträchtigen. Ist alles gut verheilt und der Arzt bestätigt das bei der Nachuntersuchung (Fäden ziehen), dann steht dem Sport nichts mehr entgegen.

Fazit: Schweißdrüsenabsaugung schenkt Lebensqualität

In den allermeisten Fällen verläuft ein Eingriff ohne Komplikationen ab und schon nach 14 Tagen gehört das unangenehme, übermäßige und lästige Schwitzen für immer der Vergangenheit an.

Empfehlenswerte Mittel gegen starkes Schwitzen

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