Die klassische Schrothkur zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte

Die Naturheilkunde setzt in fast allen Therapieansätzen ganz stark auf die Selbstheilungskräfte des Körpers und kennt viele Verfahren, mit denen man diese aktivieren kann. Eine der bekanntesten darunter ist die Schrothkur. Sie wurde schon zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts entwickelt und hat sich durch ihre Wirksamkeit zu einem festen Bestandteil der Traditionellen Europäischen Medizin entwickelt.

Johannes Schroth, der Erfinder der nach ihm benannten Kurmethode hatte als Fuhrmann einen engen Kontakt zu Zugtieren, vor allem Pferden. Durch Beobachtung fand er heraus, dass diese instinktiv bei vielen Erkrankungen die Nahrung verweigern, bis sich eine Besserung einstellt. Zudem beobachtete er, dass ein Pferdetritt an seinem Knie besser abheilte, als er dieses mit feuchtkalten Wickeln behandelte.

Auf diese Weise hatte er schon zwei der vier Pfeiler der Schrothkur festgelegt. Zum Einen eine spezielle Form des Heilfastens, die durch feuchtkalte Wickel, ergänzt wird. Bei seinen Selbstversuchen kamen andere Reizfaktoren zu seinem Therapieansatz. So wechseln sich bei einer klassischen Schrothkur aktive Tage mit passiven ab. An den aktiven Tagen, bei denen körperliche Bewegung im Vordergrund steht, nimmt der Patient eine vom Kurarzt verordnete Menge an Flüssigkeit zu sich.

Die Wirkweise der Behandlungspfeiler

In erster Linie bietet die Schrothkur dem Körper die Möglichkeit zu entschlacken und krank machende Substanzen aus dem Körper auszuleiten. Die Kur setzt jedoch auch gleichzeitig Reize, bestimmte Stoffwechselprozesse im Körper in Gang zu setzen und die Abwehrkräfte und andere gesundheitsfördernde Mechanismen zu mobilisieren. Dadurch gewinnt der Patient einen richtigen Energieschub, die Stimmung hellt sich auf. Er fühlt sich erleichtert, sowohl auf körperlicher als auch auf seelischer Ebene. Dafür sorgt nicht nur die mit der Ernährungsumstellung einhergehende Gewichtsreduktion, sondern auch die Entschlackung und Entgiftung. Doch lassen Sie uns im Einzelnen schauen, was durch die Schrothkur im Körper geschieht.

Die Effekte der Schrothsche Diät

Die Schrothschen Diät besteht aus basenbildenden, reizarmen Nahrungsmitteln. Es wird dabei vollständig auf schwer verdauliche Produkte verzichtet. Vor allem gedünstetes und gekochtes Gemüse und Obst, sowie Kräuter, einige Getreidearten und Trockenobst werden gereicht. So wird der Darm geschont und der Organismus muss so wenig Energie für die Verdauung aufwenden, wie möglich. Trotzdem ist die Versorgung mit Mineralien und Vitaminen gesichert.

Wichtig zu wissen ist, dass es sich bei dieser Kostform um eine Ernährungsform handelt, die nicht dazu gedacht ist, als dauerhafte Ernährungsform zu dienen. Es ist eine Diät, die als Kur angewendet, dem Körper die Möglichkeit schaffen soll, sich von krank machenden Faktoren zu befreien. Menschen, die auf der Suche nach einer Gewichtsreduktion sind, können eine Schrothkur zwar als Einstieg in eine gewichtsreduzierende Ernährungsumstellung betrachten, sollten diese Ernährungsform jedoch nicht als Grundlage einer Diät betrachten. Bei der Schrothkur ist der eintretende Gewichtsverlust nur als positiver Zusatzgewinn zu betrachten. Keinesfalls steht dieser in erster Linie im Visier.

Durch die Schrothsche Diät wird der Darm von einem großen Teil der Verdauungsarbeit entlastet, wodurch der Körper Energie einspart, die er für andere Vorgänge zur Verfügung hat. Dazu kommt, dass die basenreiche Nahrung das Milieu in Magen und Darm verändert. Im Darm können sich dadurch vermehrt gesundheitsfördernde Mikroorganismen ausbreiten und gesundheitsschädliche gehen in größerem Umfang unter.

Dazu kommt, dass der Darm nicht nur an der Verdauung beteiligt ist, sondern in ihm auch wichtige Zellen des Immunsystems gebildet werden. Durch die veränderte Situation im Darm, treten diese Funktionen wieder stärker in den Vordergrund, wodurch unangebrachte Immunreaktionen deutlich verbessert werden. Dies kommt Menschen sehr zu Gute, die unter Allergien, Rheuma, Histamin-Uverträglichkeit und anderen Erkrankungen leiden, die mit dem Immunsystem in Zusammenhang stehen.

Die Wirkung der Schrothschen Packungen

Die wahrscheinlich spektakulärste der Anwendungen bei der Schrothkur sind die frühmorgendlichen Packungen. Meist weit vor der eigentlichen Aufwachzeit bringt speziell geschultes Kurpersonal den Patienten eine heiße Tasse Kräutertee. Danach werden die Patienten in kaltfeuchte Leinentücher gewickelt. Im Anschluss werden Wärmeflaschen in die Packung gegeben, damit der Körper schnell den Reiz erhält, auf Temperatur zu kommen. Danach ruht der Patient noch etwa 2 Stunden nach.

In dieser Zeit steigt die Körpertemperatur erheblich an, man spricht von einer provozierten oder auch künstlichen Fieberreaktion. Diese hilft dabei, die Muskeln zu entspannen, sowie Krämpfe und Schmerzen zu lindern. Auch die inneren Organe profitieren von der Wärme. Sie erfahren eine Beruhigung und Ausgleichung. Dadurch können vor allem chronisch-entzündliche Prozesse unterbrochen und vom Körper abgearbeitet werden.

Vor allem die Haut, als wichtiges Entgiftungsorgan des Körpers profitiert auch von den Packungen. Sie schafft es, vermehrt Stoffwechselabfallprodukte, Gifte, Medikamente und andere gesundheitsgefährdende Stoffe aus dem Körper auszuleiten. Gleichzeitig wird sie trainiert, gekräftigt und erfährt eine starke Belebung.

Eine Steigerung der körpereigenen Abwehrkräfte, erfährt der Patient durch diese Überwärmung auch, so dass wiederkehrende Infekte und andere gesundheitliche Probleme durch die Schrothkur überwunden werden können.

Die Schrothsche Trinkverordnung und ihre Effekte auf den Körper

Eine Besonderheit der Schrothkur ist die Trinkverordnung. Denn je nach individuellen Gegebenheiten des Patienten verordnet der Kurarzt einen Wechsel von Tagen, an denen wenig und welchen, an denen viel Getrunken wird.

Dies hat seinen Grund darin, dass durch den so gesetzten Reiz auf den Körper die Entgiftung verbessert werden soll. Denn an den trockenen Tagen entsteht durch das etwas dickflüssigere Blut praktisch eine Sogwirkung. Durch diese werden Substanzen aus dem Gewebe ausgelöst und ins Blut abgegeben. Am Folgetag, an dem wieder vermehrt Flüssigkeit zugeführt wird, scheidet der Patient diese Stoffe dann vermehrt aus dem Organismus aus.

Ruhe und Bewegung wirken intensiv

Mit dem Wechsel zwischen Trocken- und Trinktagen wechseln sich auch aktive und ruhige Tage ab. An den Tagen mit einer großen Flüssigkeitsmenge werden die Kurgäste angehalten, sich aktiv sportlich zu betätigen. An den trockenen Tagen, an denen teilweise nur ein halber Liter Flüssigkeit getrunken wird, geht es dagegen deutlich besinnlicher zu. An solchen Tagen liegt der Schwerpunkt auf besinnlicheren, meditativeren Beschäftigungen.

Mit dieser vierten Säule wird ein weiterer Reiz gesetzt, der dem Körper nicht nur die Möglichkeit gibt, sich gezielt und verstärkt der Entschlackung und Entgiftung zu widmen, sondern auch viele andere Vorteile bietet.

So steigert die Bewegung an den aktiven Tagen den Stoffwechsel zusätzlich und bewirkt die Produktion und Ausschüttung von Glückshormonen. Die Patienten fühlen sich leistungsfähig, beschwingt und gut gelaunt. Zusätzlich wird der Stoffwechsel angeregt und Fett abgebaut.

Die sportliche Betätigung sorgt dafür, dass trotz der verminderten Eiweißzufuhr kein wertvolles Muskelgewebe abgebaut wird, weder an den Skelettmuskeln, noch am wichtigen Herzmuskel. Dafür sorgen vor allem Radfahren, Wandern, Tennis, Langlauf, Nordic Walking und andere aerobe Sportarten.

An den ruhigen trockenen Tagen, helfen Kurse zu Entspannungstechniken, Yoga, Tai Chi und Massagen dabei angestauten Stress abzubauen und sich auf sich und die eigenen Bedürfnisse zu besinnen. Auch leichte Spaziergänge lassen zu, dass sich die Patienten wohl fühlen und zur Ruhe kommen.

In welchen Fällen die Schrothkur besonders viel bringt

Vor allem Diabetespatienten profitieren sehr davon, wenn sie jährlich mindestens eine dreiwöchige Schrothkur durchführen. So halten sie ihr Körpergewicht leicht unter Kontrolle und entgiften ihren Körper von Medikamenten und Stoffwechselabfallprodukten. Auch das Gefäßsystem, das durch den Diabetes häufig stark in Mitleidenschaft gezogen wird, profitiert sehr von regelmäßigen Schrothkuren.

Doch auch Menschen, die unter Migräneattacken leiden, erfahren durch regelmäßige Schrothkuren meist eine erhebliche Verbesserung ihres Wohlbefindens. Anfälle werden sehr viel seltener, sind weniger schwerwiegend und halten nicht so lange an.

Auch Menschen, die unter einer starken alltäglichen Anspannung leiden, bis hin zu Patienten mit dem gefürchteten Burn-Out-Syndrom, profitieren erheblich von regelmäßigen Schrothkuren. Der Effekt der Schrothkur beschränkt sich dabei nicht nur auf ein verbessertes körperliches Wohlbefinden, sondern geht noch viel weiter. Der Körper entschlackt und benötigt weniger Energie, um seinen täglichen Aufgaben gerecht zu werden. Durch die vielfältigen Aktivitäten an der frischen Luft, wird die Sauerstoffversorgung verbessert. Stress wird erheblich gemindert und die Stimmung verbessert.

Eine Schrothkur kann auch der Auftakt für ein gesünderes Leben sein. Egal ob die Ernährungsgewohnheiten verändert werden, das Körperbewusstsein verbessert wird oder auch Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie Stresssituationen zukünftig besser verarbeitet und gemeistert werden können.