Immer mehr Menschen interessieren sich heute für Gesundheit im weitesten Sinne. Einerseits bemühen sie sich um mehr Fitness und Leistungsfähigkeit, um dem ständigen Druck gewachsen zu sein, den zunehmenden Krankheitssymptomen der modernen Wohlstandsgesellschaft Einhalt zu gebieten. Andererseits wollen sie das finden, noch dem alle innerlich suchen — Zufriedenheit, Glück und Sinnerfüllung, die heute für so viele weit außer Reichweite geraten zu sein scheinen.
Einseitiges, egoistisches, auf Willkür aufgebautes Leistungs- und Fortschrittsdenken im Sinne von Noch-Mehr, Noch-Schneller und Noch-Mächtiger haben uns in der westlichen Welt und in Japan einen noch nie dagewesenen Wohlstand beschert. Weltweit blüht in allen Bereichen das Leben „auf Pump“, auf Kredit. Gigantisch wie unsere Erfolge und Errungenschaften sind die Schattenseiten, die uns als Einzelperson und als gesamte
Menschheit vor schwer zu lösende Probleme stellen.
Im Gesundheitsbereich lassen wir Krankheitssymptome entstehen; um die Ursachen kümmern wir uns jedoch kaum, sondern unterdrücken und verschieben die Symptome im Körper so lange, bis sie größeres Unheil anrichten und uns das Leben zur Hölle machen. Wir ernten mit dieser Mentalität eine Flut von Zivilisationsleiden, die uns allen wohl bekannt sind: von allgemeiner Leistungsschwäche über Allergien, Rheuma, Herzinfarkt, Immunschwäche, Krebs, Aids bis zu chronischer Unzufriedenheit, Neurosen, Sinnkrisen, Depressionen und Selbstaufgabe.
Grundlegendes Umdenken steht an
Schlagworte wie Wendezeit und Wertewandel waren mehr als drei Jahrzehnte lang in vieler Munde. Aber erst Mitten im dritten Jahrtausends wächst langsam und durch Leidensdruck in und um uns ein Verständnis dafür, was gemeint ist mit dem uralten Begriff „metanoid – umdenken. Ein Wandel in unserem gesamten Menschen-, Welt- und Lebensverständnis ist unausweichlich geworden. Mit der allzu beliebten Devise „Mein Wille geschehe!“ werden wir nicht länger durchkommen, sondern müssen uns auf die hinlänglich bekannte Formel „Dein Wille geschehe!“ umstellen. Diese Umkehr will uns das Gleichnis vom verlorenen Sohn nahebringen. Nicht zufällig spricht man in der Gegenwart so viel von einem Übergang in ein neues Zeitalter. Der „Zeitgeist“ ist ein Phänomen, das nicht vom Menschen gemacht, sondern uns heute, wie zu aller Zeit, vom höheren Bewusstsein in und um uns, vom Großen Leben als Vorgabe und Muss auferlegt wird und zur praktischen Umsetzung in allen Lebensbereichen ansteht.
Angesichts der zunehmenden Problemen und Krisen als Folge eines eigenwilligen und ichsüchtigen Lebens „gegen den Strom“ steht Gesundheit in unserer Wunschliste
ganz obenan. Das drückt sich einerseits aus als Interesse an vordergründiger Gesundheit im Sinne von Fitness, Arbeits- und Leistungsfähigkeit, um den ständig steigenden Anforderungen in der modernen Leistungs(wahn)gesellschaft gewachsen zu sein, andererseits als tiefes Bedürfnis nach Verinnerlichung, wahrer Selbsterkenntnis und Entfaltung des inneren Menschen, was von den Philosophen aller Zeit als das eigentliche Ziel des Menschseins angesehen wurde und wird.
Dem sich heute langsam entwickelnden Bewusstsein dämmert, dass wir Gefahr laufen, unsere Lebensgrundlagen zu zerstören, falls wir noch einige Jahrzehnte auf den „alten Schienen“ einer verantwortungslosen Lebensführung „weiterfahren“. Nicht zufällig gibt es seit mehr als fünf Jahrzehnten und in den letzten 320 Jahren immer wieder Bio-Bewegungen in allen Bereichen als Antwort auf eine anti-biotische (gegen das Leben), gerichtete materialistische Denk-und Lebensweise. Ökologie-, Frauen-, Friedens- und auch die spirituelle Welle sind nichts anderes als Ausdruck einer einzigen Ausgleichsbewegung und Antwort des Lebens auf das sinnlose Streben nach immer größeren, höheren und mächtigeren „Ego-türmen“, die langsam, aber sicher verfallen werden oder auch urplötzlich in sich zusammenstürzen können.
Die Kraftquellen: Bewegung, Ernährung, Meditation
Ein grundlegender Wandel im Denken und Handeln durch Befehl von obersten Stellen in einem Staate ist nicht möglich. Dazu wird dort viel zu sehr nach wirtschaftspolitischen Interessen und mit starren Strukturen regiert, auch wenn in manchen Führungsköpfen Einsicht und guter Wille zur Umkehr gegeben sein mögen.
Die Umkehr kann nur unten an der Basis erfolgen, bei den „Keimzellen“, beim aufgeschlossenen Einzelnen, in kleinen Gruppen. Überall dort, wo mehr Freiheit von Zwängen und Freiheit zum schnellen, dem Gewissen verpflichteten Handeln möglich ist, wo Vernunft und die Stimme des Herzens regieren, ist noch Hoffnung.
Eine allgemeine Bewusstseinsschulung auf der Basis eines ganzheitlichen Menschenbildes müsste die Grundlage bilden – für alle Gesundheitsbemühungen: Der Mensch ist eine lebendige Seele mit einem göttlichen Geist als Wesenskern, den es im Laufe des Lebens zu entdecken gilt. Er identifiziert sich im allgemeinen aber mehr als mit diesen inneren Instanzen mit dem kleinen Ego, das über den Verstand an der „Oberfläche“ regiert und mit seinem Körper, der eigentlich „nur“ das Haus der Seele ist. All diese verschiedenen Instanzen im Auge behaltend gilt es, jeder zu geben, was sie benötigt, um dem Ganzen (Menschen) optimal zu dienen.
Grundforderungen sind folglich:
- vernünftiges Bewegen und Sporttreiben als Antwort auf unsere natürlichen Erbanlagen, die sich seit Urzeiten kaum oder gar nicht verändert haben.
- Damit im Zusammenhang steht zur Weitung unseres Allgemein-Bewusstseins eine gezielte Körperbewusstseinsbildung, da uns der Körper als Werkzeug und Instrument des Geistes am ehesten greifbar ist und wir über ihn auch die anderen Instanzen erreichen können.
- Weitgehend natürliche, vollwertige Ernährung und Fasten als ideales, von der Natur uns mitgegebenes Mittel der Reinigung des Körpers und der Klärung des Geistes.
- Ehrfürchtiger Umgang mit unserer unmittelbaren Um- und Mitwelt und mit Mutter Erde insgesamt, aus der Erkenntnis, dass wir alle in einem Boot sitzen, im Raumschiff Erde,
- Sinnvolle Entspannung, Ruhe und Schweigen, Meditation und Kontemplation, um wieder Zugang zu uns selbst zu finden
Das sind vorab die wesentlichen Forderungen, die sich aus der Kenntnis der „Säulen der Gesundheit“ ergeben. Zugleich sind es die Kraftquellen, die wir uns sozusagen als Zinsen zusätzlich zum Startkapital, das wir vom Leben bei unserer Geburt mitbekommen haben, immer wieder neu erschließen können. Voraussetzung dafür ist die Übernahme der Eigenverantwortung in Gesundheitsfragen, aber auch allen anderen Lebensbereichen.
Gesundheit ist nichts Statisches, kein Startkapital, das sich von selbst verzinst, sondern eine Qualität, eine Fähigkeit, um die wir uns ein Leben lang bemühen müssen. Das ist unser Beitrag zu unserer Bewusstseinsevolution, um derentwillen wir auch auf dieser Welt sind. Gesundheit ergibt sich somit aus der Fähigkeit, mit sich selbst und der Schöpfung in Harmonie leben zu lernen.
Alle vernünftigen Errungenschaften unseres Zeitalters sollten uns zur Qualitätssteigerung des Lebens im Sinne unserer wahren Selbstverwirklichung willkommen sein. Für ein Leben, nicht gegen, sondern mit den Kräften und Rhythmen der inneren und äußeren Natur müssen wir erst langsam ein neues Verständnis und eine neue Lebenskultur aufbauen.