Das Krankheitsbild der malignen Hyperthermie ist äußerst selten und tritt nur bei der Gabe von Narkosemitteln auf. Gelegentlich werden noch die veralteten Bezeichnungen „maligne Hyperpyrexie“ oder „Narkose-Hyperthermie-Syndrom“ verwendet.
Wie kommt es zu einer malignen Hyperthermie?
Die maligne Hyperthermie ist eine Komplikation, die ausschließlich bei der Verabreichung von Narkosemitteln auftreten kann. Teile der Narkotika lösen in der Muskulatur des Stützapparates eine Fehlreaktion des Stoffwechselsystems aus. Sowohl der Mensch als auch Säugetiere können von einer malignen Hyperthermie betroffen sein. Bei Kindern ist das Risiko dieser Narkosekomplikation besonders hoch – rund zehn mal höher als bei Erwachsenen, bei denen es mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit von 0,02 Prozent zu einer malignen Hyperthermie kommt.
Die Symptomatik der malignen Hyperthermie – verständlich erklärt im Gesundheitsportal
Die Stoffwechselstörung wird durch eine drastische Erhöhung des Kalziumspiegels im Inneren der Muskelzellen verursacht. Zu einer solchen Erhöhung kann es kommen, wenn dem Patienten Inhalationsanästhetika und/oder Mittel zur Muskelentspannung verabreicht werden.
Diagnose und Krankheitsverlauf
Das erste Anzeichen einer malignen Hyperthermie ist in der Regel eine Tachykardie (sogenanntes „Herzrasen“), gefolgt von einem Anstieg des Kohlendioxidgehaltes im Blut. Wird die Narkose nicht sofort gestoppt, kommt es zu einer Hypoxie, einem akuten Sauerstoffmangel, infolgedessen eine Zyanose auftritt, die durch die bläuliche Verfärbung der Lippen und Schleimhäute deutlich erkennbar ist. Zudem verkrampfen sich häufig die Muskeln, bis hin zur Muskelstarre.
Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Übersäuerung des Bluts und einer Hyperkaliämie, die zu lebensbedrohlichen Herzarrhythmien führt, bis hin zu Kammerflimmern und Herzstillstand.
Darüber hinaus erhöht sich die Körpertemperatur stark, wodurch das Eiweiß im Blut denaturiert wird. In Folge stirbt das Muskelgewebe ab und das in der Muskulatur Sauerstoff bindende Myoglobin wird über den Urin ausgeschieden, sodass es zu Organversagen und schließlich dem Tod kommt.
Therapie der malignen Hyperthermie
Wurde eine maligne Hyperthermie diagnostiziert, ist schnelles Handeln vonnöten. Die auslösenden Substanzen (sogenannte Triggersubstanzen), die in allen Inhalationsanästhetika außer in Lachgas vorkommen, müssen sofort abgesetzt werden. Eine maligne Hyperthermie kann allerdings auch durch Stress ausgelöst werden.
Um der malignen Hyperthermie entgegenzuwirken, ist die Gabe von Dantrolen erforderlich. Das Medikament unterbindet die Kalziumfreisetzung in den Muskelzellen. Zudem sollte der Patient sofort mit reinem Sauerstoff beatmet werden, um die Hypoxie zu beenden. Zeitgleich muss der Körper gekühlt und der Säuregehalt des Bluts durch Gabe von Natriumbikarbonat ausgeglichen werden. Um eine Nierenschädigung, die sogenannte „Crush-Niere“, zu verhindern, muss der Patient über einen Tropf mit Flüssigkeit versorgt werden.
Komplikationen beim Abbruch der Anästhesie
Bei manchen Patienten tritt die maligne Hyperthermie erst nach Beginn der Operation auf – einfache Eingriffe können meist relativ unkompliziert beendet werden, bei größeren Operationen ist das aber nicht der Fall. Daher werden bei solchen Eingriffen entweder von vornherein Narkosemittel verwendet, die keine Triggersubstanzen enthalten, oder die Operation wird nach Wechsel des Anästhetikums fortgesetzt.