Johanniskraut ist unter dem botanischen Gattungsnamen Hypericum bekannt. Die Bezeichnung soll von hyper = über und ereike = Heide kommen. Zusammengenommen könnte es so viel wie „in der Heide wachsend“ bedeuten. Eine andere Erklärung der Namensherkunft kommt von den Assyrern.
Sie nennen das Johanniskraut Ipiri. Es könnte deshalb durchaus sein, dass sich das Wort durch Lautsprache von Ipiri über Hipiri/Hypiri/Hyperi und letztlich zu Hypericum entwickelt hat. Der Begriff piri, der in Ipiri steckt, könnte von Feuer kommen und darauf hinweisen, dass Johanniskraut starke Feuerqualitäten besitzt. Das manifestiert sich faktisch in dem rötlichen Johanniskrautöl.
Herkunft und Vorkommen des Johanniskrauts
Johanniskraut kommt ursprünglich aus Europa, hat sich aber weltweit verbreitet. Es wächst nicht in den Ebenen, sondern in den Höhenlagen. Dabei ist die Pflanze an vollsonnigen bis halbschattigen Standorten zu finden. Johanniskraut gehört zu den Pionierpflanzen, kommt also auch mit schwierigen Standorten zurecht.
Der Begriff Pionierpflanze bedeutet, dass das Johanniskraut in der Lage ist, neue, fast vegetationsfreie Flächen zu besiedeln. Ihre Pionierarbeit besteht darin, den vorgefundenen Boden, der in der Regel nährstoffarm ist und/oder wenig Wasserhaltekraft aufweist, für später nachfolgende Pflanzen vorzubereiten. Das Johanniskraut verbessert also die Standortbedingungen schon alleine durch seine Anwesenheit und das damit verbundene Wachstum.
Die Wurzeln lockern den Boden auf, sorgen für bessere Sauerstoffzufuhr und absterbende Pflanzenteile bringen Nährstoffe in den Boden. Der krautige Bewuchs sorgt für Beschattung, so dass sich in ihrem direkten Umkreis weitere Pflanzen z. B. mit kriechendem Wuchs ansiedeln. Sobald der Boden von den krautigen Pionierpflanzen so gut vorbereitet ist, dass andere Gewächse auf ihm leben können, siedeln sich auch schon die ersten starkwachsenden, verholzenden Nachfolger an.
Außerdem kommen Insekten und andere Kleintiere ins Spiel, die sich von den Pflanzen ernähren und einen krümeligen Boden vorfinden, der ihnen Unterschlupf gewährt. Johanniskraut ist robust und es übersteht selbst längerer Trockenperioden. Die nachkommenden Pflanzen überwachsen das Johanniskraut, denn eine weitere typische Eigenschaft von Pionierpflanzen ist, dass sie konkurrenzschwach sind. Sie werden verdrängt und siedeln sich auf neuen, geeigneten (Brach-) Flächen an.
Wenn sie einen Standort verlassen, so heißt das nicht, dass sie aussterben, sondern es bedeutet, dass sie weiterziehen. Allerdings ist es so, dass Hypericum in freier Natur in unseren Breiten nicht mehr so häufig zu sehen ist. Grund ist, dass der Mensch die Standorte vor allem mit viel Stickstoff angereichert hat. Diese Anreicherung geschieht in vielen Fällen durch den Anbau landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Der Stickstoff ist sozusagen ein K.O.-Kriterium für das Johanniskraut, das rein biologisch betrachtet auf Nährstoffarmut programmiert ist.
Inhaltsstoffe von Johanniskraut
Johanniskraut verfügt über ein breites Spektrum von Inhaltsstoffen. Die Naturheilkunde, die Homöopathie und die Phytotherapie hat neben der klassischen Schulmedizin Hypericum für sich entdeckt. Es befinden sich rote Farbstoffe (Naphthodianthrone) und gelbe Farbstoffe (Flavone und Flavonolderivate) in der Pflanze, außerdem Derivate und sekundäre Pflanzenstoffe wie Xanthone und Gerbstoffe. Ätherisches Öl aus Johanniskraut, auch als Rotöl bezeichnet, wird vorwiegend zur Behandlung der Haut bei Muskelverspannungen verwendet.
Heilkraft von Johanniskraut schon vor Jahrhunderten entdeckt
Die Wirkung von Johanniskraut wurde schon vor Jahrhunderten von bekannten Persönlichkeiten wie dem Wissenschaftler Paracelsus, Hildegard von Bingen oder Pfarrer Kneipp untersucht und aufgrund folgender Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten geschätzt:
- Heilung von Wunden,
- Heilung von Hautirritationen,
- Geschwüren
- und bei Verbrennungen angewendet.
Außerdem wird das Johanniskraut genutzt zur
- Behandlung von Depressionen.
Die alternative Medizin und die Volksmedizin wendet Hypericum außerdem schon seit dem 12. Jahrhundert an
- bei Schlafstörungen,
- Magen-Darm-Problemen
- und nervösen Zuständen.
Johanniskraut in der Homöopathie, der Natur- und Volksheilkunde sowie der Chakrenlehre
Johanniskraut hat in der Homöopathie und Chakrenlehre einen festen Platz. Hier fungiert es als Mittel gegen körperliche und seelische Wunden. So wie Hildegard von Bingen einstmals empfohlen hat, nutzt die Homöopathie das Johanniskraut gegen depressive Verstimmungen. Auch, wenn die Geburt eines Kindes schwer war oder gar ein Trauma bei der Mutter ausgelöst hat, wird Hypericum mit guten Erfolgen angewendet. Als weitere Anwendungsgebiete werden
- Verletzungen
- Verstauchungen und
- Zahnschmerzen
genannt. Mit Verletzungen sind Verletzungen der Nerven gemeint, eine geprellte Wirbelsäule sowie geprellte Finger und Zehen. Verstauchungen, die mit stechenden Schmerzen einhergehen werden genauso behandelt, wie Zahnschmerzen, die weit in den Kiefer hinein strahlen. In Kombination mit Kälte soll das Mittel gegen Zahnschmerzen noch besser helfen, während Hitze zu einer Verschlimmerung der Symptome führt.
Blütenessenz aus Johanniskraut
Johanniskraut wird auch als Blütenessenz angeboten. Bei diesem Präparat unterstreichen die Hersteller besonders, dass Johanniskraut innere Sicherheit und Selbstvertrauen schenkt. Betroffene sollen sich unter dem Einfluss von Johanniskraut ihrer Stärken bewusst werden, ihren Geist öffnen, ihre Ängste überwinden und aufnahmefähig für Neues werden.
Wissenschaftliche Untersuchungen und Studien zu Johanniskraut
Wissenschaftlich belegt ist die Wirkung zur Behandlung von Depressionen und Hautproblemen. Jüngst fand eine taiwanische Studie heraus, dass die antibakterielle Wirkung von Johanniskraut geeignet ist, um Keime auf Mundschleimhäuten zu bekämpfen. Weniger stichhaltig sind die wissenschaftlichen Untersuchungen hinsichtlich der Wirksamkeit bei Schlafstörungen.
Das heilsame Johanniskraut ist schon seit langem im Fokus der Wissenschaft. Es wurden und werden vielfältige Studien durchgeführt, die die Wirksamkeit auf unterschiedlichen Bereichen bestätigen. Die antibakterielle Wirkung von Johanniskraut ist zum Beispiel bei der Behandlung von Hautkrankheiten und zur Verbesserung der Mundhygiene eine wichtige Eigenschaft. Wer ein Hautpflegemittel mit einem gewissen Anteil Johanniskrautextrakt verwendet, wird in vielen Fällen innerhalb kurzer Zeit einen deutlich verbesserten Zustand der Haut feststellen.
Wissenschaftlich belegt: Stimmungsaufheller Hypericum
Neben den günstigen Auswirkungen auf den Hautzustand belegen Untersuchungen auch die gemütserhellende Wirkung. Es dauert zwar einige Wochen, bis der Organismus auf die regelmäßige Gabe von Johanniskraut reagiert, aber die Reaktion erfolgt mit großer Wahrscheinlichkeit.
Anwender müssen die erforderliche Geduld mitbringen und die Präparate regelmäßig einnehmen. Die günstige Wirkung auf den Gemütszustand ist ein wichtiges Thema in Zusammenhang mit Johanniskraut und es gibt eine Vielzahl unterschiedlichster Studien in unterschiedlichen Ländern zu diesem Thema.
Ein weiterer Wirkungskreis ist die bereits genannte Beeinflussung der Schlafqualität. Ältere Studien aus den 1990er Jahren an Tieren und Menschen weisen bereits darauf hin: Johanniskraut steigert den Erholungsgrad beim Schlafen und die Tiefschlafphase ist unter dem Einfluss von Johanniskraut ausgedehnter. Damit könnte Johanniskraut dazu beitragen, dass Personen mit Schlafstörungen ein natürlicher Weg zur Behandlung offensteht.
Keine andere Pflanze wurde wissenschaftlich so genau und gründlich unter die Lupe genommen wie Johanniskraut. Neben den bereits genannten Wirkungskreisen schreibt die Wissenschaft dem Hypericum noch diese Eigenschaften zu:
- krampflösend
- adstringierend
- beruhigend
Weiter ist Johanniskraut ein probates Mittel bei Virusinfektionen, Magenschleimhautentzündung, Magengeschwüren sowie bei Leber-und Gallenbeschwerden.
Nebenwirkungen von Johanniskraut
Wie Paracelsus schon sagte, macht die Dosis das Gift. Und das gilt auch für das Johanniskraut. Die hilfreiche Heilpflanze bringt einige Nebenwirkungen mit sich. Die bekanntesten Nebenwirkungen drücken sich vorwiegend in
- Müdigkeit,
- Unruhe,
- Schwindelgefühlen und
- Magen-Darm Problemen
aus. Ein gewisses Maß an Müdigkeit gehört zwar zu einem gesunden Leben dazu, doch wenn die Müdigkeit sich in Erschöpfung wandelt, sollten Betroffene aufmerksam werden. Schlafen ist so wichtig, wie die Luft zum Atmen. Der gesunde Schlaf regeneriert der Körper und stärkt ihn für die Herausforderungen des Alltags.
Fehlender Schlaf in Kombination mit ungesunder Ernährung und ungünstigen Lebensumständen wie Stress, Hektik und Lärm, können bei sensiblen Menschen eine ständige Unruhe etablieren. Wer durchweg nervös ist, dem fehlt die natürliche Gelassenheit, um Probleme im Alltag zu bewältigen. Die nervöse Unruhe drückt sich auch in körperlichen Symptomen wie Händezittern, Schweißausbrüchen oder Muskelzucken aus.
Schwindelgefühl als Nebenwirkung
Manchmal entwickelt sich unter dem Einfluss von Johanniskraut ein gewisser Schwindel, der Betroffene dazu verleitet, die räumliche Orientierung zu verlieren. Gleichgewichtsstörungen gehen damit einher. Es gibt Schwindelgefühle, die plötzlich auftreten (Attackendrehschwindel) und die Wahrnehmung buchstäblich auf den Kopf stellen, es gibt den anhaltenden Drehschwindel, den Lagerungsschwindel und den Schwankschwindel. Egal, in welcher Art der Schwindel auftritt, Betroffene sollten in jedem Fall den Arzt aufsuchen.
Vorsicht vor Wechselwirkungen
Eine weitere erwähnenswerte Eigenschaft von Johanniskraut ist, dass es mit bestimmten Medikamenten eine Wechselwirkung erzeugt. In erster Linie geht es dabei um Präparate zur Blutverdünnung, aber auch Medikamente zur Insulinspiegelregulierung sowie Schmerzmittel. Das Problem bei Blutverdünnungsmitteln ist, dass sich der Gesundheitszustand von Organspendenempfänger unter Umständen äußerst kritisch entwickeln kann. Auch deshalb ist im Umgang mit Hypericum besondere Vorsicht geboten.
Darreichungsformen von Johanniskraut
Die Präparate sind in Drogerien, Apotheken und Supermärkten erhältlich und werden in Form von Johanniskrauttee, Johanniskraut-Kapseln, Johanniskraut-Tabletten oder als Johanniskrautöl, dem so genannten Rotöl, angeboten.
Während über einen langen Zeitraum nur Johanniskrauttee zur Verfügung stand, können Verbraucher inzwischen von den unterschiedlichsten Präparaten profitieren. Die meisten Produkte sind für Veganer geeignet. Auch Johanniskrautkapseln ohne tierische Gelatine sind auf dem Markt.
Über die Einnahme von Hypericum wird gesagt, dass es die Lichtempfindlichkeit des Menschen verbessert. Das ist auch der Grund, warum Depressionen und Melancholie in den dunklen Monaten mit dem Heilkraut vertrieben werden können. Außerdem wird ihm nachgesagt, dass es Blutgerinnsel in inneren Organen vollständig aufzulösen vermag. Ob diese Aussagen der Wahrheit entsprechen, wird sich im Verlauf der weiteren Ausführungen zeigen.