Hormone im Alterungsprozess

Kaum ein anderer Bereich der medizinischen Wissenschaft wird in den letzten Jahren so intensiv von der Öffentlichkeit verfolgt wie die Gerontoendokrinologie. In diesem Wissenschaftszweig beschäftigen sich die Forscher mit den Zusammenhängen zwischen unserem Hormonhaushalt und den Alterungsprozessen im menschlichen Körper.

Denn in letzter Zeit führten immer mehr Hinweise zu der Frage, wie sich die Wirkung der Botenstoffe auf die Zellalterung auswirkt. Vor allem wie die gegenseitige Beeinflussung stattfindet, interessiert bei diesen Betrachtungen besonders. Schwanken die entsprechenden Hormonmengen aufgrund der Alterung oder altern wir beschleunigt, weil die Hormone schwanken? Denn solche Erkenntnisse könnten zu völlig neuen Therapieansätzen führen und die Menschheit einen Schritt weiter bringen. Denn angeblich sollte ein menschlicher Körper in der Lage dazu sein, problemlos ein Alter von 140 Jahren erreichen zu können.

Doch ein Zugewinn an durchschnittlicher Lebenszeit soll für den Einzelnen mehr bedeuten als nur ein längeres Leben. Diese Zeit soll in einen gesunden, selbstbestimmten Lebensabschnitt verwandelt werden können, der eine hohe Lebensqualität bietet. Deshalb ist es wichtig, gleichzeitig herauszufinden, wie man Alterungsprozesse aufhalten und somit Gesundheit erhalten kann. Solche Studien sollen also herausfinden, inwiefern Therapieansätze mit Hormonen dazu in der Lage sind, dafür zu sorgen, dass Menschen möglichst lange möglichst gesund bleiben können.
Veränderungen im Laufe des Lebens

Was bisher als gesichert gilt, ist, dass im Laufe des Lebens die Produktion verschiedener körpereigener Botenstoffe, eben der Hormone, die körperliche Funktionen steuern, abnimmt. Dies betrifft vor allem das Wachstumshormon HGH oder auch GH, Melatonin und auch DHEA. DHEA, also das Dehydroepiandrosteron nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als es eine Art Vorform der wichtigsten Geschlechtshormone ist. Denn aus ihm kann unser Körper sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtshormone herstellen.

Erhöhte Konzentrationen dieser Hormone in unserem Körper bewirken verschiedene Dinge. Das Wachstumshormon hat natürlich, wie sein Name ja schon sagt, seine wichtigste Bedeutung während der Jugend und des Wachstums des Menschen. So ist es entscheidend für unser Längenwachstum. Doch das Wachstumshormon GH kann noch mehr. Es wirkt sich fördernd auf den Zellstoffwechsel aus und bewirkt damit, dass sowohl Eiweiße als auch Fette von unseren Zellen besser verwertet und in Energie und Baumasse umgewandelt werden können. Weniger Fettmasse und mehr Muskelmasse im Körper sind die positiven Begleiterscheinungen.

Diese Fähigkeit sorgt gleichzeitig dafür, dass das Hormon sich positiv auf unseren Cholesterinspiegel auswirkt, wodurch die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankung abnimmt. Dagegen wirkt ein hoher Gehalt an DHEA sich in erster Linie positiv auf unser Seelenleben aus. Doch auch unser Sexualleben erhält einen leichten Kick durch diesen auch als Geschlechtshormon in Erscheinung tretenden Körperstoff.

Melatonin ist dagegen als das Schlafhormon bekannt. Es regelt in unserem Körper in erster Linie den Rhythmus zwischen Tag und Nacht und damit zwischen Aktivität und Erholung. Mit dem Nachlassen des Tageslichts erhält unser Körper die Signale, dass es mit der Produktion und Ausschüttung von Melatonin beginnen soll. Kommt der Stoff dann in unsere Blutbahn, beginnen die verschiedenen Organe damit, sich auf die Nachtruhe einzustellen und wir werden müde. In der Nacht sorgt das Melatonin dann dafür, dass wir in die wichtigen Tiefschlafphasen gelangen können, während deren wir uns körperlich und seelisch mit den Stressfaktoren des Tages auseinandersetzen können. Melatonin ist zusätzlich ein sehr potentes Antioxidans. Das bedeutet, dass es hilft, der vorzeitigen Zellalterung durch Schäden von außen vorzubeugen.

Diese Fähigkeiten plus die Tatsache, dass es sich um körpereigene Stoffe handelt, macht sie so interessant für die Altersforschung. Denn bei der Behandlung mit körpereigenen Stoffen, so hoffen die Forscher, sollte man im Organismus nur mit wenigen Nebenwirkungen zu rechnen haben.

Ergebnisse der Forschungen im Moment noch eher theoretisch

Auch wenn vor allem in den USA in der Presse immer wieder Artikel veröffentlicht werden, die euphorisch von Jungbrunnen berichten, kann in der wissenschaftlichen Praxis bis heute leider noch nicht von allzu durchgreifenden Ergebnissen gesprochen werden.

Eine vielversprechende Studie über ein halbes Jahr an zwölf gesunden Männern fortgeschrittenen Alters mit einer hohen Dosis von dreimal wöchentlich 0,03mg des Wachstumshormons per Kilogramm Körpergewicht konnte gute Erfolge bringen. Die Probanden nahmen fettfreie Körpermasse zu und konnten damit ein ganz wesentliches Element der Alterung praktisch umkehren. Auch eine Verbesserung der Knochendichte in der Wirbelsäule konnte bei allen Studienteilnehmern festgestellt werden, was ein sehr begrüßenswertes Ergebnis ist.

Doch nachdem durch diese deutlichen Ergebnisse ermutigt, die Studie auf 50 Teilnehmer ausgebaut wurde, denen über ein ganzes Jahr das Hormon verabreicht wurde, mussten einige dieser Menschen die Therapie abbrechen, da erhebliche Nebenwirkungen auftraten. Neben einem Anschwellen der Brust und Karpaltunnelsyndrom erkrankten einige auch an Diabetes Mellitus, was sie zum Aussteigen aus der Studie zwang.

Leider mussten die Wissenschaftler auch feststellen, dass die erreichten Verbesserungen im Körper der Teilnehmer kaum messbare Vorteile gegenüber vorher ergaben. Die messbaren Werte zu Muskelkraft, Lungen- und Herzfunktion waren nicht besser als zu Beginn der Studie. Außerdem konnten keine förderlichen Effekte auf das Immunsystem festgestellt werden.

DHEA, das Vorhormon, konnte in kontrollierten Studien eine deutliche Verbesserung des seelischen Befindens von depressiven Patienten bewirken. Auch wenn man davon ausgehen muss, dass dieses Hormon bei Männern und Frauen verschieden weiterverarbeitet wird und somit auch andere Auswirkungen im Körper hat, so erfuhren sowohl Frauen, als auch Männer mit Angstzuständen und Depressionen eine klare Verbesserung ihrer Symptome. Auch ihre Sexualität verbesserte sich.

Bei völlig gesunden, älteren Studienteilnehmern allerdings konnte bei einer Gabe über vier Monate keine Wirkung nachgewiesen werden. Dies lässt gleichzeitig den Schluss zu, dass allein die Tatsache, dass der Körper weniger DHEA produziert, noch keine Beschwerden oder Probleme bei Männern hervorrufen muss. Menschen, bei denen sich jedoch eine Krankheit aufgrund des Mangels an diesem Hormon bildet, können sehr erfolgreich mit dem Hormon behandelt werden.

Zum Melatonin konnten Forschungen bestätigen, dass es, wie vermutet sehr gut dazu geeignet ist, Schlafprobleme bei älteren Männern zu beheben. So verkürzte die Gabe des Hormons nicht nur die Zeit, bis die Studienteilnehmer einschlafen konnten, sondern auch die Länge der täglichen Schlafzeit wurde damit gesteigert. So verbesserte sich die Lebensqualität dieser Probanden erheblich, da sie sich tagsüber leistungsfähiger und vor allem sehr viel erholter fühlten.

Durch die Besonderheit, dass Melatonin von unserem Körper in erster Linie produziert wird, um den Nachtschlaf herbeizuführen, ist es besonders wichtig, dass dieses unter keinen Umständen zum falschen Zeitpunkt eingenommen wird. Es ist zu befürchten, dass die beruhigenden Wirkungen, die dieses Hormon auf verschiedene Körperfunktionen hat, sonst zu Unfällen und anderen Komplikationen führen könnten.

Die antioxidative Wirkung des Melatonins wurde bisher erst in theoretischen Versuchen auf Zellebene bewiesen. Die Nachweise, dass Melatonin auch im Alltag dazu in der Lage ist, vor Zellalterung und Krebsbefall zu schützen, sind bisher leider noch nicht durch Studien erbracht worden.

Das bedeutet, dass wir in den nächsten Jahren sicher noch sehr viel aus dem Bereich der Hormonforschung beim alternden Menschen hören werden, bisher aber erst für wenige Fälle und Einsatzgebiete Hoffnung gebende Ergebnisse vorliegen. Deshalb sollten wir immer noch von einer kritiklosen Einnahme von Hormonen, wie sie teilweise in den USA stattfindet, Abstand nehmen. Zu wenige längerfristige Studien liegen vor, die Klarheit über mögliche Nebenwirkungen und den zu erwartenden Nutzen geben würden.

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