Gesund im Schlaf

Wenn wir des Nachts schlafen und fern jeden Bewusstseins sind, gehen die Gedanken – Bewusstes und Unterbewusstes – auf Wanderschaft. Wir träumen jede Nacht, doch oftmals können wir uns am nächsten Tag nicht mehr daran erinnern. Träume und ihre mögliche Deutung faszinieren die Menschen seit jeher. Bereits vor Jahrtausenden versuchten Weise, Träume zu deuten, sahen in ihnen womöglich visionäre Bilder, die die Zukunft voraussagten. Später begannen Wissenschaftler, Träume auf psychologischer Ebene zu untersuchen. Sigmund Freud, Urvater der Psychoanalyse, sprach Träumen eine überaus große Bedeutung zu. Er vertrat die Auffassung, dass in Träumen Unbewusstes ausgedrückt wird, dass ihre Deutung Aufschluss über die Psyche des Träumenden gibt. Heute betrachtet man die nächtlichen Traumbilder etwas nüchterner, wenngleich sie immer noch ein interessantes Phänomen darstellen. Was während der Traumphasen tatsächlich geschieht und weshalb wir überhaupt träumen, ist wissenschaftlich bis heute nicht eindeutig geklärt. Doch in einem sind sich Wissenschaftler einig: Träumen trägt zur Gesundheit von Körper und Seele bei.

Intensive Träume in der Traumschlafphase

Schlafen gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen, ein Mangel an Schlaf macht uns körperlich krank. Nicht umsonst ist Schlafentzug daher eine äußerst effektive Foltermethode.

Während der Körper im Schlaf völlig entspannt, die Muskeln erschlaffen, die Organe ihre Funktion bis auf ein Minimum heruntersetzen, arbeitet unser Gehirn weiter auf Hochtouren. Im Gegensatz zu unserem Körper schläft unser Gehirn nie. Dennoch haben wir neben dem körperlichen Schlafbedürfnis auch ein seelisches Bedürfnis nach Erholung. Wissenschaftler vermuten, dass diese Erholungsphase während der Traumphasen stattfinden.

Dazu muss zwischen den beiden grundlegenden Formen des Träumens – oder des Traumschlafs, wie er wissenschaftlich genannt wird – unterschieden werden. Vermutlich träumen wir während des gesamten Schlafes, doch nur in den tiefen Traumschlafmomenten findet die seelische Erholung statt. In dieser Zeit träumen wir besonders intensiv. Experten nennen dies den REM-Schlaf, wobei REM als Abkürzung für „Rapid Eyes Movement“ steht. Die Bezeichnung rührt von der Feststellung, dass Schlafende während dieser besonders intensiven Traumphase eine deutliche Augenaktivität hinter den geschlossenen Lidern zeigen. Die Augen bewegen sich schnell hin und her, was von einer intensiven Hirntätigkeit zeugt.

Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, erreichen den Zustand des REM-Schlafes oft nicht und bewegen sich meist nur im Bereiche der weniger intensiven Schlafphasen. Schlafforscher haben festgestellt, dass diese Menschen häufig in Folge des Schlafmangels Konzentrations- und Merkfähigkeitsschwächen zeigen und zudem häufig unter geistiger Erschöpfung und Gereiztheit leiden. Im schlimmsten Falle konnten Wahrnehmungsstörungen und Veränderungen der Persönlichkeit festgestellt werden. Dies bekräftigt die These, dass die REM-Schlafphasen, in denen wir intensiv träumen, wichtig für die geistige Erholung sind.

Was geschieht, während wir träumen?

Vermutlich braucht unser Gehirn die Träume, um sich zu reinigen und für neue Eindrücke und Erfahrungen vorzubereiten. Man könnte dies mit der Festplatte eines Computers vergleichen. Während der Körper des Nachts nur noch minimal arbeitet, findet das Gehirn Zeit, die gesammelten Daten – also Eindrücke, Erinnerungen, Erlerntes und Erfahrenes – zu sortieren. Manches ist wichtig und bleibt vordergründig erhalten, anderes wird für den Notfall archiviert und bleibt im Unterbewusstsein. Einiges wird auch als unwichtig erachtet und von der Festplatte gelöscht. Es gerät in Vergessenheit. Man könnte also sagen, Träume begleiten den nächtlichen Formatierungsvorgang. Ist unser Gehirn aufgeräumt, kann es sich neuen Eindrücken und Erfahrungen gegenüber öffnen.

Eine ähnliche Erfahrung konnten Psychologen auch bei kleinen Kindern machen. Haben sie etwas Neues erlernt, eine außergewöhnliche Erfahrung gemacht, zeigen sie in den darauffolgenden Nächten besonders intensive Traumaktivitäten.

Sportmediziner vermuten ebenso einen Zusammenhang zwischen Trainingseinheiten, in denen eine neue Sportart erlernt oder die Fähigkeiten in einer Sportart ausgebaut werden und der darauffolgenden REM-Schlafphasen, in denen die im Training erworbenen Fähigkeiten sich festigen. Daher empfiehlt es sich für Sportler, nach intensiven Trainingseinheiten auch ausreichend zu schlafen.

Psychische Reinigung

Neben der reinen geistigen Erholung dienen Träume auch dazu, die Tageserlebnisse zu verarbeiten. Menschen, die ausgiebig schlafen und intensive Traumschlafphasen zulassen, zeigen meist eine deutlich stabilere Psyche und können traumatische Erlebnisse besser verarbeiten. Umgekehrt ist es natürlich auch so, dass Traumata uns unruhig stimmen und den REM-Schlaf verhindern. Ein Teufelskreis. Darüber hinaus können negative Erfahrungen in der nächtlichen Verarbeitungsphase zu Albträumen werden. Im Gegensatz zu den „normalen“ Träumen sind diese jedoch nicht gesund. Im Gegenteil: Albträume produzieren körperliche Unruhe und führen zu Erschöpfungszuständen von Geist und Körper. Ein einmaliger Albtraum ist nicht problematisch. Erst wenn der Betroffene über längere Zeit unter Albträumen leidet, können schwerwiegende Schlafstörungen eintreten, die oft nur noch psychologisch behandelt werden können. Solche Schlafstörungen werden von Experten Parasomnien genannt. Bei Parasomnien gesellen sich zu den bereits genannten Albträumen Symptome wie

  • Schlaflähmungen,
  • Zuckungen beim Einschlafen oder auch
  • das Phänomen des Schlafwandelns.

Die Ursache für Parasomnien müssen von Ärzten abgeklärt werden. In besonders dramatischen Fällen leiden Menschen an der so genannten Schlafkrankheit. Neben den unkontrollierten Schlafzuständen erleben die Betroffenen starke Alpträume, die nicht selten auch im Wachzustand auftreten können.

So träumen Sie sich gesund

Um gesunde Schlafphasen und damit gesunde Traumphasen zu erleben, können Sie einiges tun. Sorgen Sie grundsätzlich dafür, ausreichend zu schlafen. Das müssen nicht immer die viel gepriesenen acht Stunden sein. Jeder Mensch benötigt ein anderes Schlafpensum. Dieses sollten Sie selbst herausfinden. Sechs Stunden sind jedoch Minimum. Auch ist die Regelmäßigkeit des Schlafes wichtig. Folgen Sie einem bestimmten Tages- und Nachtrhythmus, an den sich ihr Geist und Körper gewöhnt. Versuchen Sie also, abends zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und eine gleichmäßig lange Zeit zu schlafen.

Schaffen Sie eine Schlafatmospäre, in der Sie sich vollends entspannen können. Ein bequemes Bett, gutes Bettzeug und die für Sie richtige Raumhelligkeit und Ruhe gehören selbstverständlich dazu.

Schließen Sie jeden Tag bewusst ab. Lassen Sie möglichst keine unerledigten Sachen liegen, die Sie in den Traum hinein begleiten könnten. Sollte der Tag etwas Belastendes beinhaltet haben, versuchen Sie, dieses noch vor dem Zubettgehen zu verarbeiten. Sicher lässt sich nicht alles klären, doch ein Gespräch mit dem Partner oder das Führen eines Tagesbuchs etc. kann dazu beitragen, innerlich zur Ruhe zu kommen. Tun Sie vor dem Zubettgehen Dinge, die Ihnen Freude bereiten, lesen Sie ein gutes Buch, schauen Sie sich einen schönen Film an, genießen Sie den Abend mit angenehmen Gesprächen. Dann sind gesunde Träume garantiert.