Mehrere Hunderttausend Personen in der Bundesrepublik klagen über unklare Beschwerden des Bauches. Das Leistungsvermögen und die Qualität des Lebens sind bei den betreffenden Personen durch Bauchschmerzen oder Durchfall stark eingeschränkt.
Die Unbestimmtheit über das Motiv der Beschwerden ist ein zusätzlicher Ballast. Meistens handelt es sich nur um ein gefahrloses funktionelles Reizdarmsyndrom, dessen Erscheinungen behandelt werden können. Besteht allerdings eine Befürchtung auf einen organischen Grund der Beschwerden, kann eine Spiegelung des Magens- und/oder Dickdarms erforderlich sein. Kommen weitere Krankheitsanzeichen wie Blut im Stuhl, Gewichtsverlust und Fieber hinzu und die aktuellen Spiegelungen ergeben nichts, ist es wertvoll, ebenfalls eine Untersuchung des Dünndarms vornehmen zu lassen.
Zu den Krankheiten, die im Dünndarm auftreten und einen Bedarf einer verbesserten Diagnostik haben, gehören vor allem unklare Blutungen und chronisch-entzündliche Erkrankungen des Darms, beispielsweise Morbus Crohn, aber ebenso ständiger Durchfall, Glutenunverträglichkeit wie Zöliakie, Dünndarmpolypen und vererbter Befall von Polypen, schmerzmittelbedingte Schäden am Dünndarm sowie Blutarmut infolge von einem Eisenmangel.
Bis vor einiger Zeit galt der Dünndarm, angesichts seiner Länge von 4 bis 6 Meter und seiner schweren Zugänglichkeit, als „blinder Fleck“ in der bildgebenden Erkennung von Krankheiten. Gebräuchliche endoskopische oder radiologische Analysen können ihn nur zum Teil einsehen oder erreichen nur mäßige Ergebnisse für z.B. frühe oder flache Schäden der Schleimhaut. Das hat zur Folge, dass Erkrankungen des Dünndarms werden oft übersehen oder man kann sie nicht in ihrer gesamten Ausdehnung beurteilen. Damit ist eine gezielte Behandlung unmöglich.
Darmkrebsvorsorge Ballon-Enteroskopie
Mit einer Spiegelung des Dünndarmes lassen sich Erkrankungen zuverlässig erfassen und zum Teil sogar behandeln. Bei der Analyse wird ein biegsames Instrument, welches man Endoskop nennt, entweder durch den Mund in den Magen oder durch den After in den vorher gereinigten Dickdarm eingeführt. Es wird dann weiter vorgeschoben, bis zu der Mündung des Dünndarmes. Auf dem Endoskop befinden sich zwei gegeneinander verschiebbare Ballons, die aufblasbar sind. Mit diesen kann man den Dünndarm auffädeln und so wird dieser untersuchbar gemacht. Man vermeidet bei der Untersuchung eine Dehnung des Darmes, deshalb ist eine Gefahr von verfahrensbedingten Schäden am Darm sehr selten.
Der Dünndarm ist ein langes Organ und eine komplette Analyse ist von einer Seite her nicht immer machbar. Manchmal reicht die teilweise Spiegelung des Darmes zur Lösung der Ursache aus. Ist das nicht der Fall und der Dünndarm muss ausnahmslos untersucht werden, dann führt man die Spiegelung in zwei Teilen durch, auch an zwei verschiedenen Tagen, von oben beziehungsweise von unten her.
Man betrachtet bei dem Untersuchungscheck die Schleimhaut ganz genau. So erkennt man die krankhaften Veränderungen sehr zuverlässig. Bei der Analyse treten selten Schmerzen auf, da der Darm nicht stark gedehnt wird. Allerdings sind Blähungen oder Druckbeschwerden denkbar. Die Spiegelung kann mehr als eine Stunde dauern, deshalb ist es möglich, dass der Patient eine oberflächige Rauschnarkose bekommt. Bei der Narkose wird ein Medikament in die Vene verabreicht. Ein Anästhesist überwacht das Ganze.
Infolge der Spiegelung kann es sein, dass ein oder mehrere Polypen festgestellt werden. Das sind gutartige Wucherungen an der Schleimhaut. Diese werden meistens gleich bei der Untersuchung mit entfernt. Die Polypen werden mit einer elektrischen Schlinge abgetragen. Für den zu Untersuchenden ist dieses ohne Schmerzen verbunden. Außerdem kann man blutende Veränderungen veröden. Zusätzlich kann man auch noch Gewebsproben entnehmen.
Da die Untersuchung meist eine Betäubung beinhaltet, muss der Patient während der vorangehenden acht Stunden nüchtern sein. Auf jegliches Essen oder Trinken sollte man verzichten. Die Spiegelung des Dickdarmes benötigt eine sorgfältige Säuberung des Darmes, weshalb dieser beim Zugang vom After her notwendig ist. Bei Zugang durch den Mund ist keine Reinigung des Darms erforderlich. Der Patient erhält eine genaueste Anweisung zur Reinigung des Darms, die er strikt befolgen sollte.
Welche Komplikationen können bei einer Ballon-Enteroskopie entstehen?
Falls der zu Untersuchende Mittel zur Blutverdünnung oder aspirinhaltige Präparate einnehmen muss oder falls er Diabetiker ist, sollte man die genauen Vorbereitungen mit dem Hausarzt besprechen. Bei einer geplanten Abtragung von Polypen sollte der Patient Blutverdünnungsmittel oder aspirinhaltige Präparate sieben Tage vor der Untersuchung absetzen. Die Untersuchung ist ohne Komplikationen. Schwierigkeiten treten in weniger als zwei Prozent auf, meistens in Verbindung oder als Folge von Behandlungen wie Polypenentfernungen oder Blutstillung.
Es können manchmal kurzfristige Reizungen der Bauchspeicheldrüse auftreten, die ohne spezielle Maßnahmen abflauen. Sehr vereinzelt wird wegen einer Komplikation eine Operation erforderlich. Nach der Untersuchung kann es zu einem Druckgefühl im Bauchbereich kommen. Nehmen die Schmerzen zu oder wird eine Blutung aus dem After beobachtet, dann informieren Sie sofort ihren Hausarzt oder begeben sich in die nächste Klinik.