Was bedeutet Anale Inkontinenz?

Unter Anale Inkontinenz versteht man den Umstand, Stuhl, oder Winde nicht so lange halten zu können, bis die Toilette erreicht wird. Bei der analen Inkontinenz handelt es sich um das Unvermögen des Schließmuskels, dicht zu halten. Da für eine Inkontinenz eine Vielzahl von Ursachen verantwortlich sein kann, ist eine ärztliche Abklärung der Ursache unabdingbar. Die Untersuchungen sind vielfältig und umfangreich. Inkontinenz ist nichts, wofür man sich schämen müsste.

Ganz im Gegenteil. Je eher man damit zu einem Proktologen geht, umso besser sind die Chancen, die Inkontinenz zu beseitigen. Anale Inkontinenz ist keine seltene Erkrankung. Allein in Deutschland sind etwa 800.000 Menschen betroffen. Das Alter spielt dabei eine weitestgehend untergeordnete Rolle, allerdings nimmt die Inkontinenz mit steigendem Alter zu.

Ursachen der analen Inkontinenz

Wie oben bereits erwähnt, sind die Ursachen für eine anale Inkontinenz durchaus vielfältig, deshalb ist eine umfassende klinische Untersuchung der Patienten unbedingt erforderlich. Damit eine anale Inkontinenz entstehen kann, müssen oft mehrere Faktoren zusammentreffen. Eine Schließmuskelschwäche ist jedoch nur äußerst selten der wahre Grund für eine Stuhlinkontinenz.

Häufiger sind Vorerkrankungen, wie zum Beispiel Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder andere – meist entzündliche – Darmerkrankungen für eine Stuhlinkontinenz verantwortlich. Weitere Ursachen können im Bereich der Nerven, genauer genommen Schäden im zentralen Nervensystem zu finden sein. Erkrankungen, wie Multiple Sklerose, Schlaganfall, Rückenmarkschädigungen nach einem Unfall, oder eine Verletzung der Beckenbodenmuskulatur kommen für die Entstehung von analer Inkontinenz ebenfalls in Frage. Ebenso können die Ursachen in einer psychischen Störung, oder in der Einnahme von bestimmten Medikamenten liegen.

Schweregrad der Inkontinenz

Die Symptome zeigen sich je nach Schweregrad der Inkontinenz. So werden in der Medizin drei Schweregrade genannt, die in ihrer Symptomatik einige Unterschiede aufweisen.

  • Grad 1: Leichte Inkontinenz, mit gelegentlich unkontrolliertem Abgang von Winden und geringen Mengen Stuhl (Stuhlschmieren, leichte Verschmutzung der Unterwäsche).
  • Grad 2: Mittelschwere Inkontinenz, mit unkontrolliertem Abgang von Winden und dünnflüssigem Stuhl. Gelegentlich tritt hier auch ein unkontrollierter Stuhlabgang.
  • Grad 3: Schwere Inkontinenz, wobei Winde und Stuhl völlig unkontrolliert abgehen.

Es ist sinnvoll, bei beginnenden Beschwerden anzufangen, ein Stuhltagebuch zu führen. Stuhltagebücher sind erhältlich bei den meisten Ärzten, aber auch stehen diese im Internet häufig zum Download bereit für die freie Verwendung. Es ist außerdem wichtig, dass sich die Patienten über die anale Inkontinenz aufklären lassen.

Diagnose und Therapie basieren auf ausführliche Befragung zum Stuhlverhalten

Für eine Diagnose steht die ausführliche Befragung der Patienten durch den Arzt im Vordergrund. Hier sollte man den Arzt insbesondere über das Stuhlverhalten informieren. Auch Dauer und Intensität der Beschwerden, sowie eventuell vorhandene Begleiterscheinungen, wie Blut, Eiter oder Schleim im Stuhl, Übelkeit, und/oder Fieber sind für die Diagnose sehr wichtig. Um der Ursache auf die Spur zu kommen, sind einige Untersuchungen notwendig, oder empfohlen. Eine Abtastung des Schließmuskels kann eine eventuelle Schließmuskelschwäche feststellen.

Eine Rektoskopie kann durchgeführt werden. Diese Untersuchung ist in der Regel – sofern keine Analfissuren vorhanden sind – absolut schmerzlos und dauert nur wenige Minuten. Mit einer Elektro-Myographie lassen sich eventuell vorhandene Nervenschäden feststellen. Weitere Untersuchungen, wie Computer Tomographie (CT), oder eine Defäkographie (Röntgenuntersuchung des Stuhlgangs) können unter Umständen erforderlich sein.

Die Therapie sieht eine Beckenbodengymnastik als Basistherapie vor. Eine operative Therapie ist nicht in jedem Fall erforderlich. Weitere Therapiemaßnahmen können in Form von Hilfsmittel, wie Tampons für den Analkanal, Windeln, oder Einlagen in Betracht gezogen werden. Im Vordergrund steht in jedem Fall stets die Ursache der Inkontinenz. Schwache, elektrische Stromstöße regen den Schließmuskel zur automatischen Kontraktion an. In mehr als zwei Drittel der Fälle reicht die konservative Therapie aus. Verletzungen am Schließmuskel können genäht werden, so wird die Schließkraft wieder erhöht.

Liegt die Ursache in einer Schwäche des Schließmuskels, so kann dieser durch einen kleinen operativen Eingriff gestrafft werden. Schwere Operationen sind jedoch in manchen Fällen auch erforderlich. So kann zum Beispiel der Dickdarm mit speziellen Hilfsmitteln am Kreuzbein fixiert. Der Grund für eine solche Operation liegt in einer Beckenbodenschwäche. Dadurch senkt sich der Dickdarm etwas ab.

Für eine erfolgreiche Therapie ist es wichtig, dass die Patienten eine Verhaltensumstellung vornehmen. Dazu gehört auch, dass die Betroffenen darauf achten, dass der Stuhlgang täglich und immer zur gleichen Zeit erfolgt. Das Meiden bestimmter Speisen, bzw. der Verzehr von ballaststoffreichen Lebensmitteln verleiht dem Stuhl eine festere Konsistenz, wodurch dünnflüssiger Stuhl vermieden werden kann. Viele Patienten haben nur Probleme, dünnflüssigen Stuhl zurückzuhalten, bei festem Stuhl schafft man das jedoch problemlos zur Toilette.

Wenn Fisteln im Analbereich zur Inkontinenz geführt haben, kann ein künstlicher Darmausgang als Therapie in Betracht gezogen werden. Nach etwa 3 bis 6 Monaten, nach Abheilung der Fisteln, kann der Darmausgang operativ wieder zurückverlegt werden.

Verlauf der Inkontinenz positiv beeinflußen

Grundsätzlich gilt, je geringer die Inkontinenz, umso besser sind die Prognosen. Operationen im Analbereich sind zwar in der Regel frei von Komplikationen, die Inkontinenz kann jedoch danach erneut auftreten, wenn auch nicht sofort. Starke Blutungen etc. sind nach einer solchen Operation kaum zu erwarten.

Beckenbodengymnastik, Nervenstimulation (Strom), und eine Umstellung der Ernährung können schon zu einem relativ milden Verlauf beitragen. Konsequenz beim Beckenbodentraining ist jedoch wichtig. Nach einer Operation müssen sich die Patienten an die Anweisungen des Arztes halten, um eine Wundheilung zu begünstigen und um die Kontinenz zu wahren.

Vorbeugung einer Inkontinenz nur bedingt möglich

Einer analen Inkontinenz kann man nicht gezielt vorbeugen. Wichtig ist jedoch, begünstigende Faktoren zu meiden, zumindest soweit es im Bereich des Möglichen liegt. Da hier die Ursachen meist im organischen Bereich liegen, ist ein Vorbeugen schwierig. Beckenbodentraining ist auch für gesunde Menschen gut. Lassen Sie sich von einer Therapeutin, oder von einem Therapeuten zeigen, wie Sie Ihren Beckenboden richtig trainieren können.

Quelle: Hajnalka Prohaska

Interessante Videos zu anale Inkontinenz