Sellerie – Ginseng aus Europa

Ob Sellerie tatsächlich müde Männer munter macht oder gar – wie im Mittelalter geglaubt wurde – gegen Depressionen hilft, ist nicht erwiesen. Doch dass die Knolle Gicht, Rheuma- und Arthritiskranken helfen kann, darüber sind sich Mediziner und Naturheilkundige einig. Das Gemüse regt die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten an, wirkt appetitanregend und stärkend. Wegen seines hohen Gehaltes an Vitamin E, Natrium, Phosphor, Kalium, Kalzium und ätherischen Ölen wird Sellerie auch als „Ginseng des Westens“ bezeichnet.

Sellerie ist eine uralte Gemüse-, Heil-und Gewürzpflanze, die es in meh­reren Formen gibt:

  • Knollen- oder Wurzelsellerie (Apium graveolens var. rapaceum),
  • Bleich- oder Stangenselle­rie (Apium graveolens vor, dulce) und den
  • aromatischen, zum Würzen geeigneten Schnittsellerie (Apium graveolens var. seca­linum).

Die beiden letzteren bilden keine Knollen. Während bei uns vor allem Knol­lensellerie verwendet wird, bevorzugt man in England und Südwesteuropa Stangen­sellerie. Die Wildform (Apium graveolens var graveolens), aus der sich unser Kultur-Sellerie entwickelt hat, stammt aus dem Mittelmeerraum und ist heute überall in Mittel- und Nordeuropa, bevorzugt an feuchten Standorten (Meeresstrände, Grä­ben, Bäche, Sümpfe), aber auch auf Od­land zu finden.

Historie der Sellerie

Mumienfunde von mit Lotus- und Selle­rieblüten geschmückten Leichnamen bele­gen, dass bereits die Ägypter Wildsellerie kannten. Den Griechen und Römern dien­ten seine Blätter als Schmuck bei Totenfei­ern und waren Symbol für Trauer und Trä­nen, später auch des Sieges und Glücks. In Deutschland dürfte die Pflanze erstmals im 8. Jahrhundert aufgetaucht sein. Sie wurde vermutlich als Heilpflanze genutzt. Erst im 17. Jahrhundert hat sie als Gemüsepflanze in den drei heute bekannten Formen größere Verbreitung gefunden.

Sellerie in der Volksheilkunde

In der Kräuterbüchern des Mittelalters wird die Pflanze verwendet bei Steinleiden, Menstruationsbeschwerden, bei Verstop­fung, Blähungen und Harnverhalten. Ein­gedickter Selleriesaft, mit Zucker oder Ho­nig versetzt, diente als Hustenmittel.

Sellerie war aber auch schon früh Bestandteil von Liebestränken, da er als potenzsteigernd galt. Der Legende nach war er Teil des „Zaubertrankes“ von Tristan und Isolde. Auch Katharina die Große (1729 – 1796) soll eine Zubereitung zur Steigerung der Liebesfreude verwendet haben. Ihr Universalmittel bestand aus Selleriesamen, Rautenkraut, Gewürznelken und Geißbart.

Eine aphrodisische Wirkung konnte die Medizin dem Sellerie jedoch bis heute nicht nachweisen. Vielleicht liegen die Gründe einfach in der stark entwässernden Wirkung der Pflanze und ihrem ausgezeichneten Anti-Stress-Effekt.

Ideal bei Rheuma und Gicht

Wie alle Doldenblütler, zu denen auch Fen­chel, Karotte und Pastinake zählen, reinigt Sellerie Gefäße und Darm. Diese Gemüse enthalten meist sehr viel Beta-Carotinoide, denen eine gewisse Krebsschutzfunktion nachgesagt wird, sowie viele ätherische Öle, die verdauungsfördernde, darm­freundliche Eigenschaften haben, die Tätig­keit der Drüsen anregen, oft auch schleim­lösend und allgemein beruhigend wirken, weshalb sie von Naturärzten gern für Magen, Darm, Leber, Galle und Nerven, gegen Koliken, Husten und Erkältung ver­ordnet werden.

Das Selleriekraut, das gegenüber der Knol­le ein Vielfaches an Mineralien und Vitami­nen besitzt, weist folgende Inhaltsstoffe auf:

  • das für das charakteristische Sellerie-Aroma verantwortliche ätherische Öl,
  • Bitterstoffe,
  • Inosit,
  • Mannit,
  • Zucker,
  • Pektine,
  • Karotine,
  • Vitamin C sowie die
  • Mineralstoffe Kalium, Magnesium, Phosphor und Kalzium.

Die Sellerieknolle enthält ebenfalls ätherisches Öl, den Spargel-Wirkstoff Asparagin, Cholin, organische Säuren, Saccharose, Mannit, Apiin, verschiedene Formen von Vi­tamin B, Vitamin C, Kalium, Kalzium, Natri­um, Magnesium, Phosphor und Faserstoffe. Diese Inhaltsstoffe machen die Pflanze zu einem basenreichen und äußerst gesunden Gemüse, das den Speichel und Gallenfluss anregt, die Verdauung unterstützt, stark harntreibend wirkt und bei Venen- und Lymphstauungen hilft.

Es wird daher bei al­len Leiden empfohlen, bei denen eine Ver­besserung der Ausscheidung und des Stoffwechsels erwünscht ist. Dazu gehören Bluthochdruck, Wasseransammlungen im Körper, Fettsucht, Verstopfung, Rheuma, Ar­thritis, Gicht, Gallenstauungen, Diabetes, starke Verschleimungen und Menstruations­störungen. Damit die Stoffwechselprodukte wie Harnsäure ausgeschwemmt werden können, sollte reichlich Flüssigkeit zugeführt werden. Dank seines hohen Kalziumgehal­tes kräftigt Sellerie Zähne und Knochen. Dank sei­ner entschlackenden Wirkung hilft Sellerie auch bei Cellulitis und Akne.

Sel­leriesaft wird bei Nervosität, Überanstren­gung und Drüsenschwäche als Tonikum eingesetzt. Dazu sollte man täglich ein bis zwei Schnapsgläser dieses Saftes (geschälte Knollenstückchen, Blätter und Stiel im Mixer pürieren und abseihen) etwa eine Stunde vor den Mahlzeiten einnehmen.

Und noch einen Pluspunkt hat diese außer­ordentliche Pflanze: Sie zählt zu den kalorienärmsten Gemüsen überhaupt: 100 Gramm haben gerade 18 kcal (78 kJ). Daher empfiehlt der französische Heilpflanzenkundige Maurice Messeque al­len, die abnehmen wollten: „Meinen um ih­re Linie besorgten Patienten rate ich immer, zwischen den Mahlzeiten rohe Selleriestiele zu knabbern, sie stillen den Hunger und fördern die Entschlackung. Seine Zellulose macht aus ihm einen vorzüglichen Darm­besen.“

Nebenwirkungen von Sellerie

Bei akuten Nieren- und Harnwegsent­zündungen und selbstverständlich bei einer Allergie auf dieses Nahrungsmittel ist der Verzehr von Sellerie nicht angebracht. Tatsächlich reagieren Menschen auf Sellerie allergisch. Nach Angaben des Züricher Professors Wüthrich sollen etwa 40 % aller Nahrungsallergien – vor allem bei Frauen – auf den Genuss von Sellerie zurückzu­führen sein.

Es kommen jedoch auch Kreuz­reaktionen mit ernährungsiologisch verwandten Nahrungsmitteln (Hülsenfrüchti Hühnerei, Hühnerfleisch) vor. Auch Kreuzreaktionen mit Pollen (Beifußpollen löse das „Sellerie-Beifuß-Gewürz- Syndrom“ aus) oder mit anderen Nahrungsmittel (Karotten, Petersilie, Anis, Fenchel, Kümmel, Zwiebel, Mango, Knoblauch, Tomate, Soja Dill, Koriander und Curry) sind bekannt. Nicht vergessen sollte man, dass Sellerie wie alle Wurzelgemüse roh genossen nicht gerade leicht verdaulich ist.