Psychoanalyse – die Erben Sigmund Freuds

Kaum eine andere psychotherapeutische Methode ist derart bekannt und heiß diskutiert wie die Psychoanalyse. Doch nur die wenigsten Menschen haben eine genaue Vorstellung davon, was die Psychoanalyse eigentlich ist, beziehungsweise was in einer psychoanalytischen Behandlung geschieht.

Psychotherapie nimmt Einfluss

Dabei ist es wichtig, sich zuerst einmal klar darüber zu werden, was eine Psychotherapie ist. Mit Hilfe einer Psychotherapie versucht der Therapeut gezielt auf Einstellungen, Denkweisen und daraus resultierenden Verhaltensweisen des Patienten Einfluss zu nehmen. Solche Verhaltensweisen können den Alltag der Klienten sehr intensiv beeinflussen und zu wahren Missständen werden. Die Voraussetzung für eine solche Therapie ist, dass der Patient oder seine Umwelt unter diesen Missständen leidet oder dass diese für ihn oder andere schädlich sind.

Ursache behandlungsbedürftiger Verhaltensmuster können „falsch“ erlernte Muster, Traumen oder auch tiefgreifende, plötzliche Veränderungen der Lebensbedingungen des Patienten sein.

Etwa 250 verschiedene psychotherapeutische Verfahren haben sich inzwischen entwickelt, bei denen meist sehr unterschiedliche Therapieansätze und Prinzipien zum Einsatz kommen. Patienten können einzeln, als Paar oder auch in Gruppen behandelt werden. Dabei ist es möglich diese Therapien ambulant in Praxis oder Klinik, teilstationär oder auch stationär durchzuführen, je nach den Gegebenheiten und Notwendigkeiten.

Egal für welche Therapieform sich der Patient oder auch der Therapeut entscheidet, hängt nicht nur von persönlichen Vorlieben ab, sondern auch von der Art der Störung und der Persönlichkeit des Patienten ab. Auch die Ausbildung des behandelnden Therapeuten und seine Erfahrungen haben natürlich einen Einfluss auf die Wahl der eingesetzten Therapie einen großen Einfluss.

Im Allgemeinen ist es jedoch notwendig, dass sich eine so genannte therapeutische Beziehung zwischen Patient und Behandelndem entwickelt. Der Therapeut ist dabei gefragt, indem er dafür sorgt, dass er nicht nur über eine fundierte Ausbildung verfügt, sondern auch dafür sorgt, dass er sich regelmäßig fortbildet, um immer auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu sein. Eine professionelle, offene und aufmerksame Haltung seinerseits hilft dem Patienten dabei, Vertrauen und Sicherheit zu empfinden – wichtige Eckpfeiler einer erfolgreichen Therapie. Denn fühlt sich der Klient respektiert und ernst genommen, wirkt sich das sehr positiv auf seine Motivation aus.

Die Psychoanalyse

Die von Siegmund Freud entwickelte und von vielen seiner Schüler weiter entwickelte Psychoanalyse, versucht die inneren Prozesse im Patienten wahrzunehmen und zu analysieren. Damit wird versucht, verdrängte traumatische Erlebnisse und unbewusste Konflikte zurück ins Bewusstsein zu bringen und somit zu überwinden.

Die klassische Psychotherapie ist jedoch eine so genannte Langzeittherapie, bei der der Patient meist über mehrere Jahre psychotherapeutisch behandelt wird. Dies ist einer der Gründe, warum viele Erben Freuds versuchten, die klassische Psychoanalyse zu verbessern und weiter zubringen.

In diesem Prozess wurde nicht nur die klassische Therapieanordnung verändert, bei der der Patient auf einer Couch liegt und der Analytiker so oberhalb seines Kopfes platziert ist, dass er vom Klienten nicht gesehen werden kann. Gerade bei der Rückerinnerung an belastende und traumatische Erinnerungen soll diese helfen, dass der Patient sich öffnen, frei sprechen und erneut erleben kann.

So sitzen sich Patient und Therapeut zum Beispiel auch bei der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie und der psychoanalytischen Kurztherapie, einfach gegenüber. Um die Therapiezeit zu verkürzen, ist das Ziel bei diesen beiden Methoden auch etwas anders definiert, als bei der Psychoanalyse. Während Freud den Ehrgeiz hatte, die komplette Persönlichkeit des Patienten durch seine Psychoanalyse zu verändern, ist das erklärte Ziel der Kurzzeittherapien durch schon vorhandene Lösungsansätze den Patienten zu aktivieren, seine Probleme zu überwinden und die dadurch entstandenen Symptome zu verringern oder besser ganz zum Verschwinden zu bringen.

Die Persönlichkeit des Patienten entscheidet

Bei psychoanalytischen Therapien werden vergessene und verdrängte Konflikte wieder ins Bewusstsein geholt. Dies kann tiefgreifende und vorübergehend oft sehr unangenehme Folgen für den Patienten haben. Es kann also passieren, dass er sich zeitweise schlechter fühlt, als vor der Behandlung. Ist ein Patient zu labil oder schwach diese Zeit durchzustehen und die Behandlung bis zu Ende durchzustehen, ist es durchaus möglich, dass die Psychoanalyse nicht die geeignete Therapieform für ihn ist.

Auch Patienten, die unter Psychosen und Persönlichkeitsstörungen leiden, sollten sich beraten lassen, ob die Psychoanalyse für sie in Frage kommt, denn es besteht die Gefahr, dass sich eine solche Krankheit verschlechtert.