Schadensersatz bei Nebenwirkungen von Medikamenten

Die Liste der Nebenwirkungen bei den verschiedenen Medikamenten können enorm lang sein. Doch was, wenn eine Nebenwirkung auftritt, welche nicht aufgeführt wurde und vor welcher Sie auch Ihr Arzt nicht gewarnt oder auf diese hingewiesen hat? Oftmals kann eine Klage auf Schadenersatz eine gute Möglichkeit sein, um die Auswirkung der Nebenwirkungen zumindest finanziell zu kompensieren. Auch wenn hier nicht solche Summen wie in den USA erwartet werden dürfen, kann sich eine solche Klage in vielerlei Hinsicht lohnen.

So sieht die aktuelle Rechtslage aus

Die Rechte der Patienten werden in Deutschland immer mehr gestärkt. Betrachtet man allein die Anzahl an Klagen gegen Ärzte wegen Kunstfehlern sieht man, dass sich deutsche Patienten nur noch wenig gefallen lassen. Allein circa 40.000 Klagen werden jährlich in diesem Bereich verhandelt.

Von erfolgreichen Klagen gegen die Pharmaunternehmen hingegen hört man aus Deutschland keinen Ton. Dies liegt vor allem an einer einzigen, allerdings umfassenden Begründung: Der fehlende Nachweis der Ursache-Wirkung-Kausalität. Auch wenn im Jahr 2002 das Arzneimittelgesetz neugestaltet wurde und mit dem Paragraphen § 84 Absatz 2 die Gefährdungshaftung eingeführt wurde, hat das alte Totschlag-Argument der Pharmakonzerne noch immer nichts von seiner Wirkung verloren. Es lässt sich nicht nachweisen, dass eventuell andere Ursachen zu den schweren gesundheitlichen Schäden geführt haben könnte.

Allerdings bietet § 84 Absatz 2 AMG einen weiteren Vorteil für die Patienten. Denn mit diesem Gesetz wurde auch der Anspruch der Patienten auf Akteneinsicht festgelegt. Das bedeutet, dass ein pharmazeutisches Unternehmen bei einer Klage dazu verpflichtet werden kann die eigenen vorhandenen Kenntnisse über Ursachen und Wirkungszusammenhänge offenzulegen und somit einen eventuellen Verstoß zu veröffentlichen. So gut diese Punkte auf dem Papier klingen, so selten sind die Klagen dennoch von Erfolg gekrönt. Denn zu oft kommen weitere Faktoren ins Spiel, welche eine Klage nur schwer durchsetzbar erscheinen lassen.

In den USA eine andere Klage-Kultur

Betrachtet man im Vergleich die erfolgreichen Klagen in den USA, wird man in Deutschland schnell neidisch. Im Jahr 2007 wurden beispielsweise vom Hersteller Merck mehr als vier Milliarden Euro an Entschädigung erstritten, weil dieser das Schmerzmittel Vioxx auf den Markt gebracht hatte, ohne über das damit erkaufte höhere Herzinfarktrisiko zu informieren. Im Vergleich: Das Medikament war auch in Deutschland zugelassen und mehrere Anwälte haben versucht ihren Mandanten auch nach deutschem Recht Schadenersatz zukommen zu lassen. Bis heute ohne Erfolg. Denn in Deutschland fehlt es an einigen Mechanismen, welche in Amerika zu einer besseren und schnelleren Entschädigung führen.

Das dürfen Sie bei Klagen erwarten

Wenn Sie es schaffen Ihren Fall vor Gericht lückenlos zu dokumentieren und einem Pharmaunternehmen somit ein Versäumnis nachweisen können, stehen Ihre Chancen auf einen entsprechenden Schadenersatz sehr gut. Allerdings liegt genau hier das große Problem. Denn verschiedene Begleiterkrankungen oder Risikofaktoren können bereits ausreichen, um den Verdacht nicht auf das Medikament als Ursache fallen zu lassen. Es ist dementsprechend enorm wichtig, dass Sie sich vor einer Klage mit einem Fachanwalt für Medizinrecht beraten und sich über Ihre Chancen aufklären lassen.

Ein beispielsweise erfolgreicher Fall ist unter dem Aktenzeichen 2O144/89 des Landgerichts Karlsruhe nachzulesen. Hier konnte eine Patientin dem Pharmaunternehmen Wellcome einen schuldhaften Verstoß gegen die ausreichende Deklarierungspflicht nachweisen und wurde von der beklagten Pharmafirma für ihren Schaden und ihren Verdienstausfall entschädigt. Die betroffene Dame erhielt 60.000 DM Schmerzensgeld und Ersatz des künftigen materiellen Schadens zugerechnet. Und das zu einer Zeit, als die Gefährdungshaftung nach § 84 Absatz 2 noch nicht im Gesetz verankert war.

Klar definiert: In diesen Fällen haben Sie keine Chance

So schlecht die Chancen bei Klagen gegen Pharmaunternehmen auch stehen: Nicht zu klagen ist oftmals der falsche Weg. Denn mit einer guten Dokumentation haben Sie vielfach die Möglichkeit zu gewinnen. Allerdings: Nicht jeder Fall kann und sollte mit einer Klage begangen werden. Stehen die auftretenden Nebenwirkungen und Schädigungen im Beipackzettel des Arzneimittels und ist somit eine mögliche Gefahr vom Pharmahersteller dargelegt, so werden Sie mit Ihrer Klage in jedem Fall scheitern. Auch aus diesen Gründen sollten Sie sich an einen Fachanwalt wenden, welcher mit dem notwendigen Fachwissen Ihre Ansprüche überprüfen und die Chancen für eine Klage optimal bewerten kann.

Das sollten Sie bei Nebenwirkungen unternehmen

Wenn Sie nach der Einnahme eines Medikaments eine deutliche Nebenwirkung verspüren und diese deutliche Auswirkungen annimmt, sollten Sie schnell aktiv werden. Nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus gesundheitlichen Gründen. Suchen Sie zunächst einen Arzt auf, welcher Ihre Symptome untersucht und diese für Sie dokumentiert. Dies ist wichtig, da zunächst einmal Ihre Gesundheit im Mittelpunkt stehen sollte.

Das weitere Vorgehen hängt von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren ab und ist im Einzelnen kaum aufführbar. Hier ist es in der Regel angebracht sich an einen Experten im Bereich des Medizinrechts zu wenden, um die eigenen Chancen und die richtige Vorgehensweise abzustimmen. Ein bekannter Experte auf diesem Gebiet ist Rechtsanwalt Weil (http://weil-rechtsanwalt.de/medizinrecht/), welcher gemeinsam mit Ihnen das weitere Vorgehen plant und Ihnen effektiver helfen kann, als jeder Ratgeber es hier könnte. Durch eine umfassende Dokumentation von Einnahme, Eintritt der Nebenwirkung und Auswirkung der Nebenwirkung, welche durch einen Facharzt dokumentiert wurde, haben Sie Ihren Teil der Arbeit bereits mehr als nur zufriedenstellend geleistet. Alle weiteren Schritte und Evaluierungen sollten Sie in jedem Fall einem echten Fachanwalt überlassen.

Abschließend muss nochmals klar betont werden. Die Zahl der erfolgreichen Klagen gegen pharmazeutische Unternehmen in Deutschland ist verschwindend gering. Dies liegt jedoch nicht nur an der Gesetzeslage, sondern auch daran, dass noch viel zu wenige Menschen den Klageweg überhaupt gehen. Ein guter Fachanwalt kann Sie im Falle eines Falles umfassend beraten und Ihnen dabei helfen Ihre berechtigten Ansprüche durchzusetzen.

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