Was ist eine Hodentorsion?

Bei plötzlich auftretenden starken Schmerzen in Hoden und Leistengegend ist Eile geboten. „Die meisten Patienten kommen von der Notaufnahme direkt in den Operationssaal“, berichten Urologie Experten. Oft handelt es sich um eine Hodentorsion, eine Verdrehung der zum Hoden führenden Strukturen aus Samenleiter, Muskelfasern, Nerven, Blut- und Lynphgefäßen – der Hoden wird dann möglicherweise nicht mehr durchblutet.

Bleibt das Organ länger als sechs Stunden von der Blutversorgung abgeschnitten, steigt die Gefahr dramatisch, dass es irreparabel geschädigt wird. Und das wäre fatal, denn in den Hoden werden die Samenzellen und Hormone gebildet.

Ursache für Hodentorsion oft unklar

Die Wahrscheinlichkeit, eine solche Torsion zu erleiden, liegt nur bei 1:4000 bis 1:5000. Gehäuft tritt die schmerzhafte Verdrehung im ersten Lebensjahr und während der Pubertät auf, prinzipiell aber in jedem Alter. Oft ist die Ursache nicht ersichtlich. Die einen erwischt es im Schlaf, andere, wenn sie aus dem Auto steigen usw.

Wegen der höllischen Schmerzen können die meisten Patienten nicht vernünftig untersucht werden, erklären die Experten. Ein einseitiger Hodenhochstand kann zwar die Diagnose stützen, weil der Hoden durch die Verdrehung hochgezogen wird. Doch selbst die Dopplersonografie, die Blutströme sichtbar macht, ist nur bedingt hilfreich. Um sicherzugehen, müssen die Patienten operiert werden. Eine Hodentorsion zu übersehen bedeutet, dass der Hoden abstirbt.

Unter Vollnarkose wird der Hoden freigelegt und in seine ursprüngliche Lage gedreht. Ist er bereits dunkel verfärbt, beobachten die Ärzte 20 bis 30 Minuten lang, ob er wieder seine natürliche Farbe annimmt; bleibt er schwarz, muss er entfernt werden. Damit sich der Vorfall nicht wiederholt, befestigen wir den Hoden, erklären die Urologie Experten.

Erfahrungsgemäß kommt es bei Patienten früher oder später auch auf der anderen Seite zu einer Torsion. Deshalb werden sie vor dem Eingriff gefragt, ob während der Narkose auch der zweite Hoden fixiert werden soll. Sicherheitshalber bleiben sie nach der Operation für 24 Stunden zur Beobachtung in der Klinik.

Überflüssige Anhängsel

Manchmal wird eine Hodentorsion aber auch mit einer Hydatidentorsion verwechselt. Hydatiden sind Reste der Embryonalentwicklung, etwa linsengroße, mit einer klaren Flüssigkeit gefüllte Anhängsel des Hodens oder des Nebenhodens. Auch sie können sich verdrehen und starke Schmerzen verursachen. In dieser Situation wird den Patienten meist geraten, die Hydatide operativ entfernen zu lassen – insbesondere, weil sich vor dem Eingriff eine Hodentorsion nicht ausschließen lässt. Da die Anhängsel überflüssig sind, werden sie bei einer Freilegung ohnehin routinemäßig entfernt.

Eine weitere mögliche Ursache für Hodenschmerzen ist eine Nebenhodenentzündung. Hier setzt der Schmerz, oft mit Fieber verbunden, jedoch langsamer ein. Da es sich um eine bakterielle Infektion handelt, verschreibt der Arzt normalerweise ein Antibiotikum. Und nicht zuletzt können gwollte oder unbedabsichtigte „Tiefschläge“, zum Beispiel beim Sport, höllische Qualen verursachen. Da ist die Diagnose dann einfach – der Patient weiß genau, woher der Schmerz kommt.

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